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Südkoreaner zum Vorsitzenden des Weltklimarats gewählt

Der Berner Klimaforscher Thomas Stocker gehörte zur engsten Auswahl für die Besetzung des IPCC-Vorsitzenden. Er hat die Wahl knapp verpasst. Der Professor für Klima- und Umweltphysik wird sich nun wieder vermehrt in Forschung und Lehre engagieren.

Noch nie konnten die 195 Länder, die dem Weltklimarat angehören, bei der Wahl des IPCC-Vorsitzenden aus derart vielen Anwärtern auswählen. Insgesamt sechs Kandidaten bewarben sich um das wohl prestigeträchtigste Amt der Klimawissenschaften, unter ihnen auch der Berner Klimaforscher Thomas Stocker. Am Dienstag dieser Woche hat sich die Plenarversammlung des Intergovernmental Panel on Climate Change der UNO im kroatischen Dubrovnik für einen anderen Kandidaten entschieden. Es wählte im zweiten Wahlgang Dr. Hoseung Lee aus Südkorea. Stocker schied im ersten Wahlgang wegen nur zwei fehlender Stimmen aus.

Geschärfter Blick für die Herausforderungen des Klimawandels

«Natürlich bin ich enttäuscht über diesen Ausgang», sagt der Professor zum Wahlergebnis, «aber ich gratuliere dem neuen Vorsitzenden. Ich selbst habe viel von der Wahlkampagne profitiert, die ich in den vergangenen Monaten geführt habe. Sie hat meinen Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels erweitert». Im Vorfeld der Wahl bereiste Stocker 31 Länder in allen Regionen der Welt und präsentierte seine Kandidatur im Gespräch mit hohen Beamten und Politikern. «Ich war schon vor diesen Treffen sehr gut informiert», erklärt er, «doch nun habe ich ein viel tieferes und direkteres Verständnis davon, vor welchen Herausforderungen Länder stehen, die einerseits ihre wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben wollen und andererseits Klimaschutz betreiben und mit den Folgen des Klimawandels fertig werden müssen».

Rektor Martin Täuber dankt

Auch wenn Thomas Stocker schliesslich nicht gewählt wurde, ist Rektor Martin Täuber stolz auf die grosse internationale Präsenz der Klimaforschung der Universität Bern. Diese Sichtbarkeit sei vor allem Thomas Stocker zuzuschreiben: «Ich danke Thomas Stocker für sein grosses persönliches Engagement während der letzten Jahre und für seine Bereitschaft, sich dem harten und kräftezehrenden Wettbewerb um das Präsidium des IPCC zu stellen», erklärt Martin Täuber.

«Natürlich hätte uns eine Wahl Stockers zum Vorsitzenden des Weltklimarates sehr gefreut. Die Tatsache, dass er die Wahl verpasst hat, schmälert aber in keiner Weise seine Verdienste als herausragender Klimaforscher. Und wir freuen uns natürlich auf Thomas Stockers fortgesetzte Forschungstätigkeit an der Universität Bern.» Unter anderem will sich der Umweltphysiker in einem Projekt in der Antarktis engagieren, bei dem Berner Forschende zusammen mit einem europäischen Forschungskonsortium das älteste Eis der Erde finden und als Klimaarchiv nutzen wollen.

 

Kurzbiographie Thomas Stocker

Der 1959 in Zürich geborene Thomas Stocker ist seit 1993 Professor am Physikalischen Institut Bern. Er hat an der ETH Zürich Umweltphysik studiert und doktoriert. Danach war er als Forscher am University College (London), an der McGill University (Montreal) und der Columbia University (New York) tätig. Einen Namen machte er sich bei der Entwicklung von Klimamodellen und der Rekonstruktion des Klimas aus Eisbohrkernen.
Stocker engagiert sich seit 17 Jahren im IPCC und wurde 2008 zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe I gewählt. Zusammen mit dem Chinesen Qin Dahe führte er das Team von über 250 Autoren, das die wissenschaftlichen Grundlagen für den 5. IPCC-Bericht erarbeitete. Die Resultate dieses Berichts sind von grosser Bedeutung für die Vorbereitung zur 2015 in Paris stattfindenden UN-Klimakonferenz.
Thomas Stocker ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Töchtern. Er lebt in Bern.

 

06.10.2015