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Zytglogge-Stundenschläger Hans von Thann ist jünger als bislang vermutet

Die Universität Bern untersuchte das Alter des Stundenschlägers Hans von Thann mit einer neuartigen Radiokarbon-Messanlage. Die restaurierte Skulptur steht ab heute wieder auf dem Zytglogge-Turm.

Acht Wochen lang wurde der Stundenschläger restauriert – ab heute verrichtet er auf dem Zyt-glogge-Turm wieder sein Werk. Im Zuge der Restauration untersuchte ein Team um Sönke Szidat vom Departement für Chemie und Biochemie der Universität Bern auch das Alter des Berner Wahrzeichens. Darüber gab es bis anhin nur Vermutungen. Spezialisten vermuteten, dass die Originalfigur aus dem 15. Jahrhundert im Laufe der Zeit als Ganzes oder in Teilen ersetzt wurde. Nun haben die Untersuchungen Überraschendes an den Tag gebracht, wie Szidat erläutert: «Der Kopf der Figur stammt aus dem späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert. Der Körper ist wesentlich jünger. Diese untersuchten Holzteile sind nur etwa 200 Jahre alt.» Dies hängt mit dem verwende-ten Lindenholz zusammen. Dieses lässt sich gut schnitzen, ist aber nicht sehr wetterbeständig. «Beim Kopf wurde eher auf eine Erneuerung verzichtet – vermutlich weil der Aufwand grösser ge-wesen wäre als beim Körper und weil er über die Zeit besser erhalten blieb», so der Forscher.

Die Altersbestimmung der Skulptur erfolgte nach der C14-Methode (Radiokarbondatierung). Dabei kam eine neuartige Messanlage zum Einsatz: MICADAS. «Da die Figur aus unterschiedlichen Holzstücken zusammengesetzt ist, haben wir rund ein Dutzend Proben genommen und analy-siert», sagt Sönke Szidat. «Für die Datierung reichten uns weniger als 0,5 Gramm Material.» MICADAS kommt nicht nur mit viel kleineren Materialproben aus als ihr Vorgänger, sondern ist in der Handhabung auch stark vereinfacht. Deshalb kann sie in derselben Zeit ungefähr zehn Mal so viele Messungen vornehmen. Eine Messserie von 40 Proben dauere zwar immer noch drei Tage, so Szidat. «Dennoch erfolgte die Datierung des Stundenschlägers in Rekordzeit, nämlich in weni-ger als zwei Wochen nach der Probenahme. Alle Beteiligten haben ihr Bestes gegeben.»

Die MICADAS-Anlage wurde von der ETH Zürich konstruiert. Sie ist seit Mai 2013 am Berner Oeschger-Zentrum für Klima- und Klimafolgenforschung in Betrieb. Mit ihrer Hilfe kann das Alter kohlenstoffhaltiger Proben wie Meteoriten, Russ, Seesedimenten oder eben Holz mit bisher uner-reichter Präzision bestimmt werden.

16.04.2014