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Neues Forschungsprojekt zur Statue Karls des Grossen im Kloster St. Johann in Müstair

Die Stuckstatue Karls des Grossen im Kloster Müstair ist eine der Ikonen der schweizerischen Kunstgeschichte. Sie ist die älteste Monumentalstatue des Kaisers. So bekannt die Skulptur ist, so unbekannt und umstritten bleiben ihr Ursprung und die Datierung (8.-12. Jh.). Rechtzeitig zum 1200. Todestag Karls des Grossen untersucht nun ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Bern und des Archäologischen Dienstes Graubünden die komplexe Bedeutung, Entstehung und Lokalisierung dieser einzigartigen Plastik.

Das gemeinsame Forschungsprojekt unter der Leitung der Universität Bern und des Archäologischen Dienstes Graubündens „durchleuchtet“ erstmals in ihrer Geschichte die Stuckstatue Karls der Grossen in Müstair. Dabei kommen ein Röntgengerät der Universität Zürich (Zentrum für Evolutionäre Medizin, Prof. Frank Rühli) sowie ein Linearbeschleuniger-Verfahren der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung zum Einsatz.

Das neue Forschungsprojekt bietet die grosse Chance, die Geheimnisse der bekannten Müstairer Karlsstatue umfassend zu klären und bis 2015 eine abschliessende Untersuchung vorzulegen. Ziel des zweijährigen, durch den Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projektes ist es, mittels komplementärer und vergleichender Untersuchungsmethoden den materiellen Bestand der Stuckstatue Karls des Grossen zu erfassen, in neuartiger Weise zu dokumentieren und damit den Fragen nach ihrer Entstehung, Veränderung, Funktion und letztlich der Datierung einen bedeutenden Schritt näher zu kommen.

Auf kunstgeschichtlicher Ebene (Prof. Bernd Nicolai) eröffnet sich die Chance, die chronologische Stellung der Statue zu verifizieren und sie im Kontext der zeitgenössischen früh- und hochmittelalterlichen Plastik zu verorten. So wie sich die Statue heute präsentiert, stellt sie ein Palimpsest, das heisst ein mehrfach überformtes und verändertes Werk aus verschiedenen Jahrhunderten dar. Damit stösst eine rein oberflächliche und traditionelle Bewertung an ihre Grenzen.

Das Projekt wird aus diesem Grund mit einem interdisziplinären Ansatz verfolgt, der neben der Kunstgeschichte und Archäologie weitere Disziplinen wie Restaurierung, Materialwissenschaften und Archäometrie einbindet. Damit ist gewährleistet, dass eine Bestandsanalyse mit berührungsfreien, nichtinvasiven Methoden stattfinden kann. Diese neuartigen Methoden haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und ermöglichen mobile Untersuchungen des Objektes direkt vor Ort.

 

Quelle: Mediendienst Standeskanzlei Graubünden

19.02.2014