Neue Nationale Forschungsschwerpunkte an der Universität Bern
Die Universität Bern erhält zwei neue Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) als «Leading House». Co-Leader sind die Universität Genf und die ETH Zürich. Der NFS «PlanetS» befasst sich mit der Erforschung von Planeten, der NFS «RNA & Disease» mit Ribonukleinsäuren (RNA) und ihren Auswirkungen auf Krankheiten. Schweizweit entstehen acht neue Forschungsschwerpunkte.
Zu den bestehenden drei Nationalen Forschungsschwerpunkten (NFS) an der Universität Bern – «International Trade Regulation», «TransCure» und dem mit der ETH Zürich in Co-Direktion geführten NFS «MUST» – kommen gemäss Bundesratsentscheid nun zwei neue hinzu: Der NFS «PlanetS», den die Universität Bern als «Leading House» gemeinsam mit der Universität Genf leitet, soll dazu beitragen, die Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen zu verstehen.
Als zweiten neuen Nationalen Schwerpunkt gemeinsam mit der ETH Zürich sprach der Bundesrat der Universität Bern ebenfalls als «Leading House» den NFS «RNA & Disease» zu. Dieser beschäftigt sich mit der grundlegenden Rolle von Ribonukleinsäuren und von deren Stoffwechseldefekten für die Entstehung von Krankheiten.
Beide Schwerpunkte werden für die erste Betriebsphase (2014 bis 2017) mit 17,6 beziehungsweise 16,6 Millionen Franken unterstützt. Die maximale Laufzeit beträgt 12 Jahre.
«Das tolle Resultat der kompetitiven Ausschreibung belegt eindrücklich die Qualität der Grundlagenforschung an der Universität Bern», unterstrich Rektor Martin Täuber bei Bekanntgabe des Entscheids und gratulierte dem Weltraumforscher Willy Benz und dem Molekularbiologen Oliver Mühlemann, welche die Schwerpunkte in Bern leiten.
Insgesamt hatten es drei Vorschläge der Universität Bern unter die letzten zehn Projekte geschafft. «Dazu gehörte auch das Projekt ‹Promoting Cognitive Performance› von Prof. Fred Mast, Direktor des Instituts für Psychologie», erläuterte Täuber.
Der NFS «PlanetS» will einen Wandel in der Planetenerforschung bewirken
In den letzten Jahren mehrten sich die Entdeckungen von neuen extrasolaren Planeten. Nun sollen deren physikalische und chemische Eigenschaften bestimmt werden. Damit soll die Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen besser verstanden werden – auch mit Blick auf die Erde und ihre Fähigkeit, Leben zu erhalten. Als eine Antwort auf diese neue Ära in der Planetenerforschung versteht sich der gemeinsame Nationale Forschungsschwerpunkt «PlanetS» der Universitäten Bern und Genf.
Die Forschenden wollen sich auf die drei Themengebiete Ursprung, Entwicklung sowie Charakterisierung von Planeten und Planetensystemen fokussieren. Dazu werden sie astronomische Beobachtungen, Datengewinnung mittels Raumsonden, Labormessungen und theoretische Modellierungen einsetzen. Diese Aktivitäten sollen einen bedeutenden Wandel in Breite und Tiefe der Planetenerforschung in der Schweiz bewirken.
Darüber hinaus werden im Rahmen des neuen NFS unter anderem ein interdisziplinäres Doktoranden-Netzwerk in den Planeten-Wissenschaften aufgebaut, Plattformen für die Entwicklung und den Transfer von neuen Technologien eingerichtet und das Fundament für ein «Swiss Institute of Planetary Sciences» SIPS gelegt. Dieses wird die Aktivitäten des Forschungsschwerpunkts über dessen Laufzeit hinaus fortführen.
«Leading House» des NFS «PlanetS» ist die Universität Bern. Das Direktorium teilen sich Prof. Willy Benz vom Physikalischen Institut und Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern als Leiter des NFS und Prof. Stéphane Udry, Direktor des Departements für Astronomie der Universität Genf, als Co-Leiter.
Willy Benz ist seit 2002 Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Bern. Der 58-jährige Astrophysiker leitet als «Principal Investigator» die CHEOPS-Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA und hat bereits verschiedene beratende wissenschaftliche Ausschüsse für die ESA und die Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre ESO geführt. Auf nationaler Ebene ist er Mitglied des schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats SWTR und der Eidgenössischen Kommission für Weltraumfragen EKWF.
Der NFS «RNA & Disease» will die Mechanismen von Krankheiten untersuchen
Ribonukleinsäuren (RNA) stehen im Zentrum und am Ursprung des Lebens. Bei der Expression unserer Gene erfüllen sie gleich mehrere zentrale Funktionen als Informationsträger, Regulatoren und Enzyme. Die allerersten Urzellen auf der Erde waren wahrscheinlich RNA-basiert – Proteine und DNA kamen erst im späteren Verlauf der Evolution hinzu. Aufgrund der Schlüsselrolle von RNA in Zellen erstaunt es nicht, dass vielen Krankheiten ein Defekt im RNA-Stoffwechsel zugrunde liegt.
Der Nationale Forschungsschwerpunkt «RNA & Disease» hat zum Ziel, die bereits heute starke Schweizer RNA-Forschung zu vernetzen und der Schweiz damit international eine Führungsrolle in diesem sich rasant entwickelnden Forschungsgebiet zu sichern. Dabei wollen die Wissenschaftler eng mit Medizinern zusammenarbeiten, um neue, medizinisch relevante Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung rasch in Richtung medizinische und pharmazeutische Anwendungen hin zu entwickeln.
Die Universität Bern leitet den neuen NFS «RNA & Disease». Das Direktorium teilen sich die Molekularbiologen Prof. Oliver Mühlemann vom Departement für Chemie und Biochemie der Universität Bern sowie Prof. Frédéric Allain vom Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH Zürich.
Oliver Mühlemann hat in Bern Mikrobiologie studiert und ist nach mehrjährigen Forschungsaufenthalten in Schweden und den USA als Dozent an die Universität Bern zurückgekehrt. Seit 2010 ist er hier Ordinarius für Biochemie und Molekularbiologie. Der 46-Jährige erforscht molekulare Prozesse in Säugerzellen, die als Qualitätskontrolle bei der Expression unserer genetischen Information funktionieren.
Ausserdem beschäftigt er sich mit den Zusammenhängen zwischen RNA-Prozessierung und neurodegenerativen Krankheiten wie Amyotropher Lateralsklerose (ALS) und Spinaler Muskelatrophie (SMA), die unter anderem Muskelschwund verursachen. 2007 erhielt Mühlemann für seine Forschungen einen der prestigeträchtigen «ERC Starting Grants» des Europäischen Forschungsrats.
17.12.2013