Sechs neue Förderungsprofessuren für die Universität Bern
Der Schweizerische Nationalfonds vergibt in diesem Jahr insgesamt 41 Förderungsprofessuren an ausgezeichnete Nachwuchsforscherinnen und -forscher. Sechs davon gehen an die Universität Bern.
Sechs Forscherinnen und Forscher haben an der Universität Bern eine Förderungsprofessur des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zugesprochen bekommen. Die hervorragenden Nachwuchsforschenden sind in der Angewandten Physik (2), in der Hochenergiephysik (1), in der Zellbiologie (1), in der Musikwissenschaft (1) und in der Psychologie (1) angesiedelt. Eine weitere, bereits seit vier Jahren bestehende Berner Förderprofessur am Institut für Sprachwissenschaft wurde um zwei weitere Jahre verlängert. Der betreffende Forscher wird indes im Herbst dieses Jahres einem Ruf an eine ausländische Universität folgen und deshalb die vom Nationalfonds gesprochenen Mittel nicht in Anspruch nehmen können. Der SNF hat in der zwölften Ausschreibung 41 Förderungsprofessuren vergeben; insgesamt 177 Jungforschende hatten sich darum beworben. Mit der Unterstützung von durchschnittlich 1,4 Millionen Franken – verteilt auf vier Jahre mit der Möglichkeit auf zwei Jahre Verlängerung – können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein eigenes Team aufbauen und ein eigenes Forschungsprojekt an ihrer Gastinstitution umsetzen.
Von der Förderprofessur auf die Professur
Die Kandidatinnen und Kandidaten für eine Förderungsprofessur des SNF müssen mindestens zwei bis maximal neun Jahre Forschungserfahrung nach dem Doktorat und einen Forschungsaufenthalt im Ausland nachweisen können. Der Status der Förderungsprofessorinnen und -professoren entspricht dem einer Assistenzprofessur. Das Förderprogramm des SNF, das seit 1999 läuft, ist erfolgreich, denn für viele der Nachwuchsforschenden hat sich die Förderprofessur als Karrieresprungbrett erwiesen: Mehr als 70 Prozent aller Geförderten aus den ersten acht Ausschreibungsrunden (2000–2007) wurden in der Zwischenzeit auf Professuren berufen.
Die neuen Berner Förderungsprofessuren:
Florian Bassani (Musikwissenschaft) mit dem Projekt: «Continuity or Coincidence? ‹Italian› Vocal Performance Practice and Vocal Aesthetics in the Light of Textual Sources and Sound Documents (1600 - 1950).» Vorgesehener Gastort: Institut für Musikwissenschaft.
Florian Bassani untersucht Veränderungen des Gesangsstils in vergangenen Jahrhunderten anhand von Lehrwerken, Tonträgern und in Zusammenarbeit mit Musikern der Hochschule der Künste Bern. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich ein Gesangsideal durch, in dem Tonhöhen so wenig moduliert werden wie auf einer Orgel. Wenn vorher am Beginn einer Gesangslinie das allmähliche Einschwingen auf einen Ton stand und Töne verschliffen wurden, wird dies auch Folgen für heutige Aufführungen historischer Musik haben.
Davide Bleiner (Physik) mit dem Projekt: «EUV Laser for Actinic Nano-imaging.» Vorgesehener Gastort: Institut für Angewandte Physik.
Die nächsten Generationen integrierter Schaltungen – zum Beispiel Computerprozessoren oder Speicher – sollen mit Licht im extremen ultravioletten Spektralbereich hergestellt werden. Davide Bleiner entwickelt Laser in diesem kurzwelligen Bereich und setzt diese für bildgebende Verfahren ein.
Razvan Stefan Gornea (Physik) mit dem Projekt: «Novel Techniques for Frontier Neutrino Physics.» Vorgesehener Gastort: Laboratorium für Hochenergiephysik.
Neutrinos sind Elementarteilchen, die überall im Universum vorkommen – so gibt beispielsweise die Sonne im Überfluss davon ab. Allerdings sind Neutrinos schwer zu erfassen, da sie kaum mit Materie in Wechselwirkung treten. Razvan Gornea beschäftigt sich mit einer sehr seltenen Form von radioaktivem Zerfall von Materie, um die bisher nicht genau bekannte Masse des Neutrinos zu bestimmen.
Peter Meister (Biologie) mit dem Projekt: «Cell fate determination and nuclear organization during C. elegans development.» Vorgesehener Gastort: Institut für Zellbiologie.
Peter Meister analysiert anhand des Fadenwurms die räumliche Organisation des Zellkerns und der dort gespeicherten DNA, der genetischen Information in den Zellen. Die dreidimensionale Struktur ist in verschiedenen Zellen unterschiedlich und verändert sich im Verlauf der Entwicklung vom Ei zum Embryo und zum Tier. Mit seiner Forschung will Peter Meister herausfinden, wie diese Struktur dazu beiträgt, dass die Zellen im Körper verschiedene Funktionen wahrnehmen können. Dies wird auch das Verständnis von Krebs- und Stammzellen fördern.
Urte Scholz (Psychologie) mit dem Projekt: «Inter- and intraindividual dynamics in health behavior change.» Vorgesehener Gastort: Institut für Psychologie.
Urte Scholz untersucht, welche Faktoren die Veränderung von Gesundheitsverhalten – speziell die Aufgabe des Rauchens und regelmässige körperliche Aktivität – begünstigen. Von Interesse ist insbesondere, welche Rolle die Unterstützung durch die Partnerin oder den Partner für eine erfolgreiche Verhaltensänderung spielt.
André Stefanov (Physik) mit dem Projekt: «Light-Matter interaction with entangled photons.» Vorgesehener Gastort: Institut für Angewandte Physik.
Verschränkte Photonen – Lichtteilchen, die nicht mehr als einzelne Teilchen, sondern nur noch als Gesamtsystem beschrieben werden können – interagieren auf spezielle Weise mit Materie. André Stefanov widmet sich sowohl grundlegenden Aspekten dieser bisher kaum untersuchten Wechselwirkung als auch daraus resultierenden Anwendungen, beispielsweise in der Mikroskopie.
02.03.2011