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Einstein Lectures: Mathematik durchdringt alle Lebensbereiche

Ohne Mathematik wären Langstreckenflüge viel teurer. Dies erklärte unter anderem der preisgekrönte Mathematiker Peter Lax am Montag im Rahmen der Einstein Lectures an der Universität Bern. In seinem Vortrag hob er die Schlüsselrolle der Mathematik fürs heutige Leben sowie bei der Entwicklung der Physik und Informatik hervor.

«Die Mathematik trägt heute wesentlich dazu bei, unsere Lebensqualität zu verbessern», erläuterte der amerikanische Mathematiker Peter Lax im Rahmen der Einstein Lectures in der voll besetzten Aula der Universität Bern. Der 2005 mit dem Abelpreis – dem Pendant in der Mathematik zum Nobelpreis – ausgezeichnete Wissenschaftler verdeutlichte dies in seinem an Laien gerichteten Vortrag «Mathematics, physics and computing» an zwei Beispielen. Das Prinzip der Computertomographie, die Ärzte heute zur Früherkennung von Tumoren einsetzen, ist auf einem abstrakten mathematischen Satz begründet. Als dieser 1917 erstmals bewiesen wurde, war dies noch reine mathematische Grundlagenforschung, deren lebensrettende Bedeutung erst Jahrzehnte später erkannt wurde. Designer moderner Langstreckenflugzeuge profitieren auch von der Mathematik. Mussten sie früher jedes Flugzeugmodell aufwändig zusammenbauen und im Windkanal testen, übernehmen heute Hochleistungsrechner mit mathematischen Simulationen diese Aufgabe. So wird die Flugzeugentwicklung günstiger, was sich laut Lax auch in erschwinglichen Ticketpreisen äussert.

Mathematik im Unterricht vernachlässigt

Neben der Informatik war die Mathematik auch Geburtshelferin der modernen Physik und spielte schon bei Newtons Bewegungsgesetzen eine tragende Rolle. «Jede höhere Physiktheorie und jeder technologische Fortschritt benötigt neue mathematische Grundsätze», meinte Peter Lax. Er bedauerte, dass diese Schönheit und Leistungskraft der Mathematik im heutigen Schulunterricht oft nicht mehr zum Ausdruck komme. Die Ausbildung der Lehrkräfte in diesem Fach habe sich von der fachlichen Kompetenz auf rein pädagogische Aspekte verschoben.

Einstein und der Kühlschrank

Peter Lax beeindruckte das Publikum auch als einmaliger Zeitzeuge, als er von seiner persönlichen Begegnung mit Albert Einstein erzählte und mit einer Überraschung aufwartete. Einstein arbeitete nicht nur am Patentamt in Bern, sondern hielt später auch selbst einige Patente. So entwickelte er in den 20er Jahren einen neuartigen «Automatischen Beton-Volks-Kühlschrank», den Peter Lax' Onkel, der Ingenieur Albert Kornfeld, später gebaut hat. Kornfeld war es auch, der Lax als Kind für die Mathematik begeisterte. Lax traf aber auch viele andere grosse Mathematiker und Physiker des letzten Jahrhunderts, so auch während seiner Arbeit am so genannten Manhattan-Projekt in Los Alamos (USA), wo in den 40er Jahren die Atombombe entwickelt wurde.

Über eine der schillerndsten Persönlichkeiten dieser Zeit, John von Neumann, wird Peter Lax bei seinem zweiten Vortrag «Mathematics and mathematicians» am Mittwoch um 19.30 Uhr in der Aula der Universität Bern sprechen.
 

19.10.2010