Im Mittelland könnte CO2 im Boden gelagert werden
Von der Industrie produziertes CO2 könnte zukünftig abgefangen und in Gesteinsschichten gelagert werden. Zu diesem Zweck würden sich Gesteine im Mittelland eignen, wie eine Studie des Instituts für Geologie der Universität Bern zeigt.
Das klimaschädliche Treibhausgas CO2, das zum Beispiel bei der Betonproduktion entsteht, könnte künftig abgefangen und im Untergrund gelagert werden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie unter der Leitung von Prof. Larryn Diamond vom Institut für Geologie der Universität Bern, die im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE) erstellt wurde.
Ein Vergleich von 150 geologischen Fachartikeln zeigte, dass vor allem die Ablagerungsgesteine im Mittelland ein sinnvolles Speicherpotenzial für CO2 aufweisen, insbesondere Sandstein- und Kalkschichten in einer Tiefe von 800-2’500 Metern, deren Poren mit Salzwasser gefüllt sind. Gemäss der Studie könnten in der Region von Fribourg über Olten bis Luzern bis zu 2’680 Millionen Tonnen CO2 eingelagert werden.
Ob ein Gestein für die Lagerung von CO2 ideal ist, hängt von Kriterien wie Porosität, Durchlässigkeit und Bruchstrukturen ab. In Frage kommende Sedimentschichten dürfen auch nicht Trinkwasser, sondern lediglich unbrauchbares Salzwasser enthalten. Eine Karte der Schweiz zeigt diejenigen Gebiete, die ein gutes Potenzial für CO2-Lagerung zeigen. Für die tatsächliche Machbarkeit sind aber weitere geologische Untersuchungen mit Risikoabschätzungen und Tests zu Überwachungstechniken nötig, gefolgt von einer Pilotstudie.
«Bisher fehlten in der Schweiz wissenschaftliche Daten zu dieser Technologie», erklärt Diamond. «Unsere Studie dient nun als Diskussionsgrundlage, ob sie in der Schweiz überhaupt zum Einsatz kommen soll.» Falls ja, seien laut Diamond Lagerstätten in der Nähe der Industriestandorte sinnvoll. Dort müssten zusätzlich die Wirtschaftlichkeit und Nutzungskonflikte des Untergrunds geklärt werden.
CO2-Lagerung im Boden: Technologie noch in den Anfängen
Viele Prozesse in der Industrie setzen automatisch CO2-Gase frei. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) sind es jährlich 11.3 Millionen Tonnen, die allein aus Industriequellen anfallen – ohne Transport und Verkehr. Die Hauptverursacher sind Chemie-Fabriken und Raffinerien, aber auch die Zementindustrie. Damit das klimaschädliche Treibhausgas nicht in die Atmosphäre gelangt, suchen Forschende nach Möglichkeiten, um das CO2 bei der Produktion abzutrennen und im Untergrund zu lagern.
Momentan befindet sich die CO2-Abscheidung und -Speicherung (englisch Carbon Dioxide Capture and Storage, kurz CCS) noch im Entwicklungsstadium. Sie ist laut BAFU auch nicht dazu geeignet, die Deckung des weltweiten Energiebedarfs dauerhaft klimaverträglich zu gestalten. Die neue Technologie könnte aber dazu dienen, eine kritische Phase beim unvermeidlichen Umbau des globalen Energiesystems in den kommenden Jahrzehnten zu überbrücken.
Quellenangabe:
Larryn W. Diamond, W. Leu, G. Chevalier: Potenzial für geologische CO2-Speicherung in der Schweiz. Zusammenfassung eines Berichtes für das Bundesamt für Energie. Universität Bern, August 2010.
02.11.2010