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Berner Herzforscher erhält 1.2 Mio Fördergelder

Der Herzspezialist Stephan Rohr vom Institut für Physiologie der Universität Bern erhält einen Forschungsförderungsbeitrag der Fondation Leducq in der Höhe von 1.2 Mio Franken. Sein Projekt setzt sich zum Ziel, Herzrhythmusstörungen zu erklären und neue Therapien für diese Krankheit zu entwickeln.

Ein Forschungsprojekt von Prof. Dr. med. Stephan Rohr wurde kürzlich von der französischen «Fondation Leducq» aus einer Vielzahl von Bewerbungen ausgewählt und mit einem Förderbeitrag in der Höhe von 1.2 Millionen ausgezeichnet.

Das Labor von Stephan Rohr bildet zusammen mit 4 weiteren Labors aus den USA und Frankreich ein insgesamt mit 6 Millionen unterstütztes Forschungsnetzwerk, das sich mit der Frage befasst, inwiefern Strukturveränderungen des Herzmuskels bei Krankheit und im Alter Herzrhythmusstörungen verursachen. Rohr und seine Gruppe entdeckten vor einigen Jahren, dass Bindegewebszellen die elektrischen Eigenschaften des erkrankten oder gealterten Herzmuskels direkt beeinflussen und so die Entstehung lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen mitverursachen.

Mit der Auszeichnung wird die Forschungsgruppe von Stephan Rohr zusammen mit Spezialistinnen und Spezialisten der am Netzwerk beteiligten Labors versuchen, einen integrativen Zugang zu entwickeln, der die Entstehung von Herzrhythmusstörungen erklärt – sozusagen von den einzelnen Herzzellen bis hin zum Organ und den Patientinnen und Patienten selber. Gleichzeitig suchen die Forschenden nach neuen therapeutischen Ansätzen für diese sehr häufige wie auch gefährliche Krankheit.

Wenn das Herz den Rhythmus verliert 

Herzflimmern ist ein abnormer Herzrhythmus, der sich durch schnelle, unregelmässige und nicht mehr synchron ablaufende Kontraktionen der Herzmuskulatur äussert. Das Flimmern der Herzvorhöfe ist Hauptursache von Hirnschlägen, während das Flimmern der Herzkammern Hauptursache des plötzlichen Herztodes ist. Vorhof- und Kammerflimmern treten bevorzugt dann auf, wenn die Strukturen der Herzvorhöfe und -kammern im Alter oder nach Krankheiten wie Herzinfarkten geschädigt sind.

Strukturveränderungen der Herzmuskulatur stehen denn auch im Zentrum des von der Fondation Leducq unterstützten Forschungsnetzwerkes. Von speziellem Interesse ist dabei die Frage, inwiefern Bindegewebszellen, die typischerweise in strukturveränderten Herzen in grosser Zahl vorhanden sind, direkt an der Entstehung des Flimmerns beteiligt sind. Auch wird untersucht, inwiefern der Erfolg von Ablationen (gängige Therapie, bei welcher elektrische Pfade zerstört werden, die das Flimmern im Herzmuskel unterhalten) von Strukturveränderungen in den erkrankten Herzen abhängt.

Herz-Kreislauf- und Gefässerkrankungen gehören zu den grössten Gesundheitsproblemen weltweit. Die Fondation Leducq wurde 1996 mit der Idee gegründet, kardiovaskuläre Krankheiten auf internationaler Ebene zu erforschen und bekämpfen.

Prof. Dr. med. Stephan Rohr (53) ist Geschäftsführender Direktor des Physiologischen Instituts der Universität Bern. Zudem ist er Studiendirektor des Masterkurses in «Biomedizinischen Wissenschaften» und Studienleiter des ersten Jahres der Medizinerausbildung. Er befasst sich in seiner Forschungstätigkeit mit der Erregungsbildung und der Erregungsausbreitung in der Herzmuskulatur unter physiologischen und pathophysiologischen Bedingungen mit dem Ziel, die Entstehung von Herzrhythmusstörungen besser verstehen und behandeln zu können. Rohr ist verheiratet und hat zwei Kinder.

20.10.2009