Berner Planetenforscher erhält Förderbeitrag von 2 Millionen
Der Planetologe Yann Alibert vom Physikalischen Institut der Universität Bern erhält vom Europäischen Forschungsrat (ERC) einen Förderbeitrag von 2 Millionen Franken. Sein Projekt befasst sich mit der Entstehung von Planeten.
Ziel von Dr. Yann Alibert von der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie des Physikalischen Instituts ist es, neuartige Berechnungsmodelle zur Entstehung und Evolution von Planeten zu entwickeln. Der Astrophysiker wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem prestigeträchtigen «Starting Grant» für exzellente Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet. Der Förderbeitrag ist mit umgerechnet 2 Millionen Franken dotiert und läuft über fünf Jahre.
Das Projekt «Planetogenesis» wird vom ERC als «sehr ambitioniert und mit hohem Potenzial für mehrere wissenschaftliche Durchbrüche» bezeichnet. Es werde der Weltraumforschung eine neue Sicht der Planetenentstehung liefern und es erstmals ermöglichen, unser Sonnensystem quantitativ mit Planetensystemen ausserhalb zu vergleichen.
Bern als ausgezeichnetes Forschungsumfeld
Weltraumforschende weltweit erwarten mit Spannung die ersten direkten Bilder von Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems. Diese werden dank neuen Hochleistungs-Instrumenten in den nächsten Jahren vorliegen. Für die Entdeckung und Beobachtung neuer Planeten braucht es aber auch «Hintergrundinfos» – rechnerische Modelle und theoretische Kenntnisse über deren Evolution und innere Struktur. «Nur so kann man die Entstehung eines Planeten nicht nur beobachten, sondern auch verstehen», erklärt Yann Alibert. Er will nun die Theorie aufrüsten für die erwarteten Durchbrüche bei den Beobachtungsinstrumenten: «Die theoretischen Modelle müssen mithalten können, wenn es in internationalen Grossprojekten darum geht, Planeten aller Grössen zu entdecken und zu untersuchen.»
In Bern ist man dafür bereit: Der Europäische Forschungsrat hebt die hervorragende Infrastruktur am Physikalischen Institut hervor und lobt die bestehende Forschergruppe um Prof. Dr. Willy Benz und Dr. Yann Alibert, die weltweit ein wichtiger «Player» im Bereich der Planetenentstehung sei. Der ERC erwartet daher, dass dieses Projekt Europa im weltweiten Wettbewerb im Bereich der Planetologie zu noch mehr Prestige verhelfen werde.
Das Projekt «Planetogenesis»
Eine besondere Herausforderung für die Theorie ist die riesige Datenmenge, die in den Beobachtungsprojekten angesammelt wird. Um diese zu bewältigen, will Yann Alibert die Besten seines Fachs weltweit zusammenbringen. «Planetogenesis» soll ein theoretisches Verständnis von «Planetengeburten» liefern, das rechnerisch mit den gemessenen Daten mitzuhalten vermag.
Um dies zu erreichen, kombiniert Alibert frühere Modelle mit solchen, die er selber errechnet hat. Diese neuen Modelle orientieren sich an den zu erwartenden Durchbrüchen bei den künftigen Beobachtungen: Einerseits sollen sogenannte protoplanetarische Scheiben, in denen neue Planeten «keimen», genauer modelliert werden, andererseits die innere Struktur von entstehenden Planeten. Schliesslich sollen Modelle entstehen, die sowohl Planeten von der Grösse und geringen Dichte eines Gasriesen als auch kleine Fels-Planeten abdecken.
Dr. Yann Alibert (35) ist Oberassistent am Physikalischen Institut der Universität Bern, Abteilung Weltraumforschung und Planetologie. Er ist ausserdem Junior Researcher am nationalen Forschungsinstitut CNRS in Frankreich. 2009 hat er sich in Astrophysik an der Universität France-Comte (FR) habilitiert. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Entstehung und Evolution des Sonnensystems und von Exoplaneten. Alibert ist verheiratet und hat zwei Kinder.
12.10.2009