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Die Universität Bern setzt Auswanderer-Schicksale in Szene

Berner, die nach Nordamerika auswandern: Dieses Thema beleuchtet die Universität Bern im Projekt «Bern-Amerika: einfach!». Entstanden ist eine Mischung zwischen Ausstellung und Schauspiel, die ab jetzt im HaberHuus in Köniz und an den kommenden Wochenenden in Thun und Langenthal erlebt werden kann.

Das Institut für Englische Sprachen und Literaturen der Universität Bern hat im HaberHuus in Köniz das Projekt «Bern-Amerika: einfach!» gestartet. Die Ausstellung befasst sich mit Geschichten von Bernerinnen und Bernern, die in den vergangenen 500 Jahren nach Nordamerika ausgewandert sind. Heute leben etwa eine halbe Million Leute mit Schweizer Wurzeln in Kanada. «Die Schweiz hat eine wichtige Rolle beim Aufbau unseres Landes gespielt», sagte der Kanadische Botschafter Robert Collette an der Vernissage. Unterstützt wurde das Projekt durch das Kulturzentrum Kultur Shock, die Botschaft der USA und die Kanadische Botschaft in Bern. Wie Collette zeigte sich auch Lisbeth Keefe, Sprecherin der US-Botschaft, erfreut, in dieses Projekt und damit auch ins 175-Jahr-Jubiläum der Universität involviert zu sein. Virginia Richter, geschäftsführende Direktorin des Instituts für Englische Sprachen und Literaturen, betonte das grosse Engagement der Ausstellungsmacherinnen und -macher: Das gesamte Projekt ist von Studierenden geplant und realisiert worden.

Von Wiedertäufern bis zu Eishockeyspielern

«Bern-Amerika: einfach!» ist keine klassische Ausstellung: Die Besucherinnen und Besucher werden aktiv und unterhaltsam durch die Ausstellung geführt und ins Geschehen eingebunden. Schon bevor man den Ausstellungsraum betritt, trifft man auf Auswanderer-Gestalten, die auf das nächste Übersee-Schiff warten. Natürlich muss man eine Fahrkarte lösen, die in diesem Fall gratis ist und als Eintrittsticket in den Hauptraum gilt. Hier stehen neun Auswanderungskisten, die je ein Thema darstellen. Zu einer Kiste erzählen die begleitenden Schauspielerinnen und Schauspieler, in Wirklichkeit Studierende des Instituts für Englische Sprachen und Literaturen, Lebensgeschichten von ausgewanderten Wiedertäufern, die im 16. und 17. Jahrhundert als unbeliebte Randgruppe nach Nordamerika ausgeschafft wurden. An der nächsten Station erfährt man die Geschichte des Berner Patriziers Christoph von Graffenried, der 1710 die Stadt New Bern in North Carolina gegründet hat. Andere Übersee-Kisten bilden die Gegenwart ab: Berner Eishockeyspieler, die sich erst kürzlich auf vergleichsweise abenteuerliche Weise nach Nordamerika aufgemacht haben. Oder Schweizer Produkte, die nach Nordamerika exportiert werden, wie den Berner Sennenhund, Kambly-Güetzi oder die Toblerone.

Die Führungen durch die Ausstellung beginnen in der Regel stündlich, bei grossem Andrang auch in kürzeren Abständen. Einen fixen Fahrplan für die gespielten Überfahrten nach Nordamerika gibt es nicht. Wer auf die Abfahrt des nächsten Schiffes warten muss, überbrückt die Zeit im Vorraum der Ausstellung, der einer Abreisehalle gleicht. Die Wartenden werden mit Lesungen unterhalten und können sich in kurzen Filmen anhören, welche Meinungen Bernerinnen und Berner über die Bewohner Nordamerikas haben – und wie diese umgekehrt aussehen.

24.04.2009