Millionen-Zustupf für Projekt mit Berner Leitung
Ein von der Universität Bern geleitetes Grossprojekt erhält einen Förderbeitrag von 8 bis 10 Millionen Franken: Die vom Bund geförderte Schweizer Initiative «SystemsX.ch» hat insgesamt 45 Millionen Franken für 8 Forschungsprojekte gesprochen. Das von Prof. Dr. Cris Kuhlemeier vom Berner Institut für Pflanzenwissenschaften koordinierte Projekt untersucht das Pflanzenwachstum in einer sich verändernden Umwelt.
Der Schweizer Forschungsverbund «SystemX.ch» fördert und vernetzt Schweizer Forschende der Systembiologie. In den nächsten vier Jahren wird er acht grosse Forschungs- und Entwicklungsprojekte unterstützen. Eines davon leitet Cris Kuhlemeier vom Berner Institut für Pflanzenwissenschaften. Das Projekt, an dem neun wissenschaftliche Institutionen mit insgesamt 20 Unterprojekten beteiligt sind, will verschiedene Pflanzen-Modelle in einer Art vereinen, um die Entwicklung und das Wachstum von Pflanzen an nur noch einem Modell zu studieren.
Die Selektion der 8 aus 30 eingereichten Projekte nahm ein hochkarätiges internationales Gutachter-Gremium des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) vor. Ausschlaggebende Kriterien waren die wissenschaftliche Qualität und systembiologische Ausrichtung der Projekte. Cris Kuhlemeier wurde vom Entscheid überrascht: «Ich hatte nicht damit gerechnet – im Panel waren keine Pflanzenwissenschaftler vertreten.» Gefördert werden er und seine Forscherkollegen mit insgesamt 8 bis 10 Millionen Franken, wovon die beteiligten Institutionen die Hälfte beitragen – auch in Form von Salären oder technischen Geräten. Für sein eigenes Teilprojekt in Bern wird Cris Kuhlemeier nun im Laufe des Jahres 4 bis 5 Leute einstellen können.
Eine Modellpflanze für alle
Pflanzen bilden auf raffinierte Art und Weise Zellen, Gewebe und Organe aus. Sie verfügen auch über einen hochdiversifizierten Stoffwechsel und die lebenslange Fähigkeit, ihr Wachstum und ihre Entwicklung den vorherrschenden Bedingungen anzupassen. Viele dieser zellbiologischen Vorgänge sind bis ins Detail erforscht und die Resultate dienen als Grundlage für zahlreiche nützliche Modelle. Allerdings dienten als Studienobjekte immer wieder verschiedene Pflanzenarten – was nun das Berner Projekt ändern soll: Cris Kuhlemeier und sein Team konzentrieren sich auf eine einzige Art, nämlich auf die Modellpflanze der Botaniker Arabidopsis thaliana, die Ackerschmalwand. Die Beschränkung der Erforschung auf eine Spezies soll es schliesslich ermöglichen, verschiedene Modelle der Pflanzentwicklung in ein einziges zu überführen, welches das Wachstum einer Pflanze in seiner ganzen Komplexität beschreibt.
Prof. Dr. Cris Kuhlemeier (52) stammt aus den Niederlanden und studierte in Utrecht Biologie und Biochemie. Nach seinem Abschluss 1980 spezialisierte er sich auf Genetik und dissertierte 1984. An der Rockefeller University, New York, war er von 1984 bis 1988 tätig, in den Jahren 1987 und 1988 als Assistenzprofessor. Seit 1988 wirkt er als ordentlicher Professor am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern, das er seit 2006 leitet.
SystemsX.ch: Schweizer Netzwerk für die Systembiologie
Bei SystemsX.ch handelt es sich um das grösste themenspezifische Engagement des Bundes der letzten Jahre. Die Forschungsinitiative wurde 2003 unter dem Namen SystemsX von der ETH Zürich und den Universitäten Basel und Zürich gestartet. Im Februar 2006 öffnete sich SystemsX für neue Partner und heisst seither SystemsX.ch. Das Ziel von SystemsX.ch ist es, die transdisziplinäre Forschung im Bereich der Systembiologie in der Schweiz auszubauen und diese weltweit an die Spitze zu bringen.
Der Forschungsverbund vereinigt die bestehenden Kompetenzen in der Schweiz auf dem Gebiet der Systembiologie und steht den kantonalen Universitäten, eidgenössischen Hochschulen und weiteren Forschungsinstitutionen offen. In den nächsten vier Jahren sollen insgesamt 400 Millionen Franken investiert werden. Dabei wird das Prinzip der «matching funds» angewendet: soviel Gelder, wie ein Projekt von SystemsX.ch erhält, soviel Mittel sollen auch die Universitäten einschiessen. Von den 45 Millionen, die nun von SystemsX.ch den acht Grossprojekten zugesprochen werden, kommen also noch einmal soviel von den Universitäten und anderen Institutionen hinzu. Den Projekten werden also insgesamt 90 Millionen zur Verfügung stehen. Über die definitive Verteilung der Mittel wird im Mai entschieden.
14.03.2008