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Möglichkeiten und Grenzen des Klimaschutzes

Neue Klimaszenarien zeigen: Eine entschiedene Klimapolitik kann die drohende Klimaerwärmung abbremsen, aber nicht komplett verhindern. Die kürzlich veröffentlichte Studie, an der Berner Klimaforscher massgeblich beteiligt sind, untersucht zum ersten Mal, welche Klimaziele im 21. Jahrhundert erreichbar sind.

Um die menschgemachte Klimaerwärmung in Grenzen zu halten, müssen weltweit rasch tiefgreifende Massnahmen zur Verminderung des CO2-Ausstosses getroffen werden. Doch selbst die ehrgeizigste, weit über gegenwärtige Pläne hinausgehende Klimapolitik wird eine weitere globale Erwärmung nicht vollständig stoppen können. Selbst im günstigsten Fall beträgt die Erwärmung in diesem Jahrhundert etwa 1,4°C. Das liegt einerseits an der Trägheit des Klimasystems: Die Erwärmung hinkt den Treibhausgasemissionen hinterher und ein beträchtlicher Teil der Emissionen bleibt über tausende von Jahren in der Atmosphäre. Andererseits bremsen auch die Reaktionszeit von Gesellschaft und Wirtschaft die Wirkung von klimapolitischen Massnahmen. Dies wird in einer Studie aufgezeigt, die kürzlich in der Zeitschrift «Proceedings of the National Academy of Science» (PNAS) erschienen ist und an der das physikalische Institut und das Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern beteiligt sind. Die Studie bedeutet eine wesentliche Ergänzung zu den bis anhin vom «Intergovernmental Panel on Climate Change» (IPCC) publizierten Klimaprojektionen, welche keine explizit zur Eindämmung des Klimawandels bestimmten Massnahmen berücksichtigen. Die Resultate liefern wichtige Hinweise für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft.


Klimawandel kann abgebremst werden

Die Studie basiert auf Klimasimulationen für eine Vielzahl von Szenarien, die den Ausstoss von Treibhausgasen beschreiben. Um die verschiedenen Szenarien zu berechnen, haben die Forschenden den Einsatz und die Verbreitung von bestehenden und neuen Technologien und Massnahmen zur Ver-minderung von Emissionen in allen Bereichen der Wirtschaft, insbesondere der Energieerzeugung, berücksichtigt. Ein an der Universität Bern entwickeltes Kohlenstoffkreislauf-Klimamodell wurde verwendet, um die Auswirkungen auf das globale Klima zu bestimmen. Dabei haben die Forscherinnen und Forscher auch Unsicherheiten im Verständnis des Klimasystems und des CO2-Kreislaufes berücksichtigt. Die entstandenen Klimaprojektionen zeigen, wie schnell und effektiv die Gesellschaft auf die Herausforderung der Klimaveränderung reagieren kann und die Studie kommt zum Schluss, dass es technisch und wirtschaftlich möglich ist, den Klimawandel entscheidend abzubremsen und einzudämmen. «Die Resultate bedeuten, dass wir uns auch bei entschiedenstem Angehen der Problematik an ein änderndes Klima werden anpassen müssen und dass Massnahmen zur Verminderung des CO2-Ausstosses unerlässlich sind», erläutert der Berner Klimaforscher Fortunat Joos, der an der Studie mitgearbeitet hat.


Quellenangabe: Van Vuuren, D. P., M. Meinshausen, G.-K. Plattner, F. Joos, K. M. Strassmann, S. J. Smith, T. M. L. Wigley, S. C. B. Raper, K. Riahi, F. de la Chesnaye, M. G. J. den Elzen, J. Fujino, K. Jiang, N. Nakicenovic, S. Paltsev und J. M. Reilly: Temperature increase of 21st century mitigation scenarios. PNAS, 2008, doi:10.1073/pnas.0711129105.


08.10.2008