Pflanzen auf Galápagos falsch eingestuft
Eine Studie unter Berner Leitung deckt auf, dass auf den Galápagos-Inseln mindestens sechs Pflanzenarten fälschlicherweise als eingeschleppt eingestuft wurden. Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn weltweit werden jährlich Millionen von Franken ausgegeben, um fremde Arten zu bekämpfen.
Die Galápagos-Inseln weisen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten auf. Eine der grössten Bedrohungen für dieses vielfältige Ökosystem stellen Arten dar, die seit der Entdeckung des Inselarchipels vor 500 Jahren durch den Menschen eingeschleppt wurden. Zahlreiche der einzigartigen einheimischen Tiere und Pflanzen sind durch den schädlichen Einfluss von Eindringlingen beinahe oder komplett ausgestorben. Nur wenn die fremden Arten unter Kontrolle gebracht werden, bleibt die Biodiversität im Galápagos-Archipel erhalten. Damit die Eindringlinge bekämpft werden können, braucht es jedoch Methoden, die eine exakte Einteilung in einheimische und fremde Arten zulassen. Eine Gruppe von Pflanzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern unter Berner Leitung hat zu diesem Zweck fossile Pollen und Pflanzenreste in sedimentären Ablagerungen untersucht – und so Klarheit geschaffen: Für mindestens sechs als eingeschleppt taxierte Pflanzen konnten die Forschenden zeigen, dass diese einheimisch sind. Die gefundenen Pflanzenreste beweisen, dass alle sechs Pflanzenarten auf den Galápagos-Inseln schon existierten jahrtausende bevor der Mensch das Archipel entdeckte. Die Resultate dieser Studie wurden soeben im renommierten Wissenschaftsmagazin «Science» publiziert.
Millionen für die Kontrolle fremder Arten
Eine der falsch bestimmten Pflanzen, der Hibiscus diversifolius,
wurde bisher als Eindringling und als mögliche Bedrohung für das lokale
Ökosystem bezeichnet. Ohne die aktuelle Studie wäre die Pflanze
womöglich in Zukunft bekämpft oder gar ausgerottet worden. Weltweit
werden jährlich Millionen von Franken ausgegeben, um eingeschleppte
Pflanzen zu kontrollieren. «Es ist nicht einfach herauszufinden, welche
Arten einheimisch sind und welche eingeschleppt wurden – besonders in
Ökosystemen, die so einzigartig sind und eine so hohe Biodiversität
aufweisen wie die Galápagos-Inseln», erklärt die Berner
Pflanzenwissenschaftlerin Jacqueline van Leeuwen, Erstautorin der
veröffentlichten Studie. Die Bestimmungen basieren oft auf ökologischen
Vermutungen, die zum Beispiel daraus abgeleitet werden, wie sich die
Verbreitung der Pflanzen innerhalb eines Ökosystems langfristig
verändert oder wie die Pflanzen in benachbarten Gebieten eingestuft
werden. Deshalb könnte in Zukunft die Untersuchung fossiler Pollen und
Pflanzenreste als zuverlässige Methode noch weitere fehlerhafte
Klassifizierungen enthüllen – auch ausserhalb der Galápagos-Inseln.
Quellenangabe: Jacqueline F. N. Van Leeuwen, Cynthia A. Froyd, W. O. van der Knaap, Emily E. Coffey, Alan Tye & Katherine J. Willis: Fossil Pollen as a Guide to Conservation in the Galápagos. Science, 2008, doi: 10.1126/science.1163454.
21.11.2008