Wissenschaftliche Studien zur EURO 2008
Möchten Fans der EURO 2008 wieder in die Schweiz reisen? Wie beurteilen Volunteers ihren Einsatz an der EURO 2008? Werden sich die Schätzungen zu den wirtschaftlichen Effekten der EURO 2008 bestätigen? Antworten und erste Resultate zu diesen und weiteren Fragen gaben die Experten des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern sowie Heinz Rütter, Rütter+Partner, im Rahmen einer Medienkonferenz.
Zu den vom Bundesamt für Sport BASPO in Auftrag gegebenen Studien liegen zur Zeit abschliessende Resultate zur Bevölkerungsbefragung, aus der Imageuntersuchung in Deutschland und Frankreich, zu Infrastruktureffekten sowie zur Volunteer-Zufriedenheit vor. Zwischenberichte legten die mit der Durchführung und Auswertung beauftragten Wissenschafter Prof. Dr. Hansruedi Müller, Dr. Christian Moesch und Dr. Heinz Rütter zur Besucherbefragung, ökologischen Schlüsseldaten, der ökonomischen Impact-Studie, makro-ökonomischen Betrachtungen sowie der Entwicklung des Fussballnachwuchs 2005–2009 vor.
Volunteers-Studie
Die Chance, an einem Sportevent dieser Grösse dabei zu sein, erwies sich gemäss der Studie als Hauptmotivation der vielen Freiwilligen, insbesondere der UEFA-Volunteers. Die Befragten bewerteten ihren Einsatz generell positiv. Sie schätzten in erster Linie die Atmosphäre, die Kameradschaft und den Spassfaktor. Kritischer schätzten sie den Know-How-Transfer sowie den Nutzen für die eigene berufliche Tätigkeit (Netzwerke/Kontakte) ein. Verbesserungspotenzial orteten sie vor allem bei der Schulung, bei der Information, bei der Verpflegung und in der Zusammenarbeit zwischen der UEFA und den Host Cities.
Besucherbefragung
Die EURO 2008 hat viele Besucher zum ersten Mal in die Schweiz gelockt. Etwa die Hälfte der ausländischen EURO 2008-Besucher will in den nächsten Jahren wieder in die Schweiz reisen. Aspekte wie Gastfreundschaft, Sicherheit, Atmosphäre und Transport wurden von den in- und ausländischen Besuchern sehr positiv bewertet. Die Befragten haben sich in der Schweiz und in den Host Cities sehr sicher und willkommen gefühlt. Die Studie zeigt auch, dass viele der Fussballfans kostengünstig oder gar kostenlos in den Host Cities übernachtet haben, beispielsweise in Gruppenunterkünften, bei Bekannten und Freunden oder gar im Auto.
Wirtschaftliche Effekte
Erste Resultate zu den wirtschaftlichen Effekten der EURO 2008 zeigen, dass die von den Wissenschaftern im Frühjahr 2007 prognostizierten Zahlen wohl erreicht werden. Mit einem Gesamtumsatz von knapp 1,5 Mia. Franken, einer Bruttowertschöpfung von 870 Mio. Franken und einem Arbeitsvolumen von rund 7000 Jahresarbeitstellen liegen die Resultate im oberen Bereich der Schätzungen von 2007. Zwar wurden die prognostizierten Hotellogiernächte gemäss heutigem Stand nicht erreicht. Die geringeren Umsätze in der Hotellerie werden jedoch kompensiert durch sehr hohe Besucherfrequenzen, deutlich höhere Ausgaben der Euro 2008 SA und höhere Investitionen für das Stadion in Genf.
Imagestudie Frankreich und Deutschland
In den beiden befragten Nachbarländern stellen die Autoren der Studie eine leichte Steigerung der Bekanntheit der Schweiz und der Austragungsstädte fest. Die Wahrnehmung der Schweiz vor und nach der EURO 2008 zeigt jedoch nur geringe Unterschiede. Das Image der Schweiz wurde auf hohem Niveau bestätigt.
Fussballnachwuchs
Mit über 30'000 neuen Juniorenspielern verzeichnet der Schweizer Fussball schon seit acht Jahren ein grosses Wachstum. Die Studie «Fussballnachwuchs» zeigt, dass allein zwischen Mai 2007 und Juli 2008 der Zuwachs 12'000 Mitglieder (+10 Prozent) betrug. Der Mädchenanteil im Juniorenfussball beträgt 11 Prozent und ist stabil.
Die Studien werden im Rahmen der Ressortforschung «Wirtschaftlichkeit
und Nachhaltigkeit im Sportsystem Schweiz», «Projekt 6: UEFA EURO 2008
– Gesamtevaluation und Effekte auf die nachhaltige Entwicklung» im
Auftrag des BASPO erstellt. Das Forschungsteam setzt sich zusammen aus
dem Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität
Bern, Rütter + Partner, sozioökonomische Forschung und Beratung,
Rüschlikon, und dem Institut für Tourismuswirtschaft (ITW), Hochschule
Luzern. Dabei werden wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte
sowie nachhaltige Effekte der EURO 2008 überprüft. Die Ergebnisse der
Forschung fliessen in die Weiterentwicklung einer Politik zu
Sport-Grossanlässen des Bundes ein.
Die Kurzfassungen der präsentierten Studien können unter www.fif.unibe.ch und www.ruetter.ch heruntergeladen werden.
17.11.2008