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Tag der Klinischen Forschung 2008

Forschungspreis 2008

Der mit 30'000 Franken dotierte DKF-Forschungspreis geht dieses Jahr an Dr. med. Pascal Senn. Er ist Oberarzt an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie am Inselspital Bern, wo er die Cochlea-Implantat-Dienste leitet. Senn erhält die Auszeichnung für seine Forschung über stammzellbasierte Ansätze zur Therapie von Innenohr-Erkrankungen. Die häufig auftretende Innenohr-Schwerhörigkeit ist irreversibel. Als Therapieoptionen bleiben schwerhörigen Menschen bisher nur konventionelle Hörgeräte oder operativ eingesetzte Hörprothesen, so genannte Cochlea-Implantate. Nun weckt Pascal Senn neue Hoffnungen: Im Labor konnte er adulte Stammzellen aus dem menschlichen Innenohr – nicht zu verwechseln mit den ethisch problematischen embryonalen Stammzellen – zur Vermehrung und Differenzierung anregen. «Diese Stammzellen generieren neue Hörzellen», erklärt der HNO-Spezialist.

Zahlreiche Wirbeltiere nutzen dieses Reparatur-System schon seit Millionen von Jahren: Fische und Vögel zum Beispiel können verlorene Innenohrzellen durch adulte Stammzellen ersetzen und so zwei bis drei Wochen nach vollständiger Ertaubung wieder hören. Die Forschung mit menschlichen Zellen stellte die Wissenschaft bislang jedoch vor ein Problem: Die Entnahme von Ohrstammzellen ist nicht möglich, ohne dass der Patient dabei ertaubt. Deshalb hat Senn eine von der ethischen Kommission bewilligte Studie mit Stammzellen von Verstorbenen durchgeführt. Er konnte zeigen, dass der Mensch genauso wie Fische und Vögel über die notwendigen adulten Stammzellen im Innenohr verfügt, aus welchen sich die Zelltypen züchten lassen, die bei der Innenohr-Schwerhörigkeit verloren gehen. Die Resultate dürften in den nächsten Monaten publiziert werden und könnten als Grundlage für zukünftige Therapien von Innenohr-Erkrankungen beim Menschen dienen.


JF de Quervain Preis 2008

Der von der Clinical Trials Unit des Inselspitals (CTU Bern) gestiftete JF de Quervain Preis wird dieses Jahr an Dr. med. Vanessa Martine Banz verliehen. Die Preisträgerin arbeitet seit 2006 in der Viszeralchirurgie am Inselspital und wird für ein Forschungsprojekt ausgezeichnet, das verschiedene Arten von künstlichen Darmausgängen miteinander vergleicht. Ein temporärer künstlicher Darmausgang wird bei Operationen des Dickdarms häufig zur Entlastung der operierten Darmabschnitte angelegt. Dabei wird standardmässig ein Plastikstab, ein so genannter Reiter, verwendet, der unter der geöffneten Darmschlinge liegt und verhindert, dass die Schlinge in den Bauchraum zurückgleitet. Dieser Reiter, der nach 10 bis 14 Tagen wieder entfernt wird, kann erhebliche Schwierigkeiten verursachen – von Hautirritationen bis hin zum Absterben einzelner Darmabschnitte. Aus diesem Grund wurden verschiedene Techniken entwickelt zur Anlage eines künstlichen Darmausgangs ohne Reiter.

In der ausgezeichneten Studie wird an 180 Patienten das Auftreten von Komplikationen bei künstlichen Darmausgängen mit und ohne Reiter verglichen. Erste Ergebnisse der Studie werden in drei Jahren erwartet. Der mit 25'000 Franken dotierte Preis wird zur Entlöhnung der erfolgreichen Bewerberin eingesetzt. Ihr stehen damit während einem halben Jahr 80 Prozent einer Vollzeitanstellung für patientenorientierte klinische Forschung und Weiterbildung in klinischer Epidemiologie zur Verfügung. Der JF de Quervain Preis richtet sich an Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher unter 40 Jahren, die an der Medizinischen Fakultät der Universität Bern tätig sind.


Förderungspreise in der Höhe von je 2000 Franken

Der diesjährige Preis für die beste klinische Arbeit wird an Ursula Amstutz vom Universitätsinstitut für Klinische Chemie verliehen. Sie bekommt den Preis für ein Forschungsprojekt zur Voraussage gefährlicher Nebenwirkungen von Medikamenten bei Krebspatienten. Erste Resultate zeigen, dass bei Patienten mit schweren Nebenwirkungen bestimmte genetische Varianten in einem Schlüsselenzym des Medikamentenabbaus gehäuft auftraten. Die Bestimmung dieser genetischen Varianten könnte somit erlauben, für jeden Patienten vorauszusagen, ob mit einem hohen Risiko von Nebenwirkungen zu rechnen oder gar der Verzicht auf diese Medikamente nötig ist.

Der Preis für die beste Arbeit in der präklinischen Forschung geht an Dr. Nina Ullrich vom Institut für Physiologie für ein Forschungsprojekt, das einen ersten grundlegenden Schritt zum Verständnis der Muskeldystrophie liefert. Patienten dieser schweren Krankheit leiden nicht nur unter einer invalidisierenden Schwäche der Skelettmuskulatur, sondern weisen oft auch eine Herzschwäche auf. Für diese vererbte Krankheit gibt es im Moment noch keine erfolgreiche Behandlung und die Ursachen der Herzmuskelschwäche sind weitgehend unbekannt. In der prämierten Studie haben die Forschenden nun Veränderungen der Signalübertragung in Herzmuskelzellen identifiziert und analysiert, die zur Herzfunktionsstörung der Patienten beitragen.

Der Preis für die beste Arbeit eines Medizinstudenten geht dieses Jahr an Daniel Fässler von der Universitätsklinik für Angiologie. Man weiss heute, dass in der Blutbahn zirkulierende Stammzellen zur Regeneration von geschädigten Gefässen beitragen. Dieser Vorgang ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Mit seiner Studie konnte Fässler zeigen, dass Stammzellen durch die Abgabe spezieller Botenstoffe dem Absterben von Innenwand-Zellen der Gefässe entgegenwirken und die Regeneration geschädigter Gefässzellen entscheidend begünstigen können. Die Charakterisierung dieser Botenstoffe kann in Zukunft von therapeutischem Nutzen sein.


Forschungspreis Alumni MedBern

Der diesjährige Alumni-Forschungspreis geht an die Medizinstudentin Monika Mattes-Schaub von der Forschungsgruppe Magnetresonanz-Spektroskopie und Methodologie des DKF für ihre Arbeit «Effects of a 3-month training program on muscular lipid metabolism and health in sedentary non-insulin-dependant diabetes mellitus patients».

05.11.2008