Bern stärkt seine Stellung als Zentrum der Klimaforschung
Die Universität Bern nimmt gesellschaftspolitische Verantwortung wahr und baut die Klimaforschung aus. Bereits diesen Herbst nimmt in Bern ein Kompetenzzentrum für Klimaforschung seinen Betrieb auf. Das «Oeschger Centre for Climate Change Research» forscht interdisziplinär an vorderster Front und bildet junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus.
Der Klimawandel gehört zu den Themen, die der Schweizer Bevölkerung für die Zukunft am meisten Sorgen machen. Entsprechend gross sind die Erwartungen an die Klimaforschung. Sie soll aufzeigen weshalb es Klimaveränderungen gibt, wie sich die Klimaveränderung auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auswirkt, und sie soll darlegen, wie die Schweiz am besten mit den Folgen des Wandels umgehen kann. Die Universität Bern reagiert auf diese wachsenden Anforderungen und hat beschlossen, die Klimaforschung in Lehre und Forschung erheblich auszubauen. Es sollen sowohl neue Professuren geschaffen, wie zusätzliche Mittel für die bestehenden Forschungsgruppen zur Verfügung gestellt werden.
Bereits heute zählt die Klimaforschung zu den strategischen Schwerpunkten der Universität Bern, mit denen sie im härter werdenden Wettbewerb um talentierte Studierende ihr Profil schärfen will. Unter anderem beheimatet die Universität Bern den Nationalen Forschungsschwerpunkts Klima (NFS Klima), das Netzwerk der Schweizer Klimaforschung. Wie bereits in diesem gross angelegten Forschungsprogramm soll auch im neuen Kompetenzzentrum für Klimaforschung fakultätsübergreifend geforscht werden. Erst die Zusammenarbeit von Natur-, Human-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften kann Wege aufzeigen, wie sich dem globalen Klimawandel auf den unterschiedlichsten Ebenen begegnen lässt.
Jährlich 7 Millionen für die Klimaforschung
Pro Jahr wird das «Oeschger Centre for Climate Change Research» über zwei Millionen Franken verfügen. Zusammen mit den bestehenden Mitteln wird die Universität Bern künftig rund sieben Millionen Franken für die Klimaforschung ausgeben. In den verschiedenen Bereichen, die sich mit Klimafragen befassen, lehren und forschen in Bern rund 40 Dozentinnen und Dozenten. Jedes Jahr werden 35 Doktorarbeiten zu Klimathemen geschrieben. Der wissenschaftliche Nachwuchs wird an der «Graduate School of Climate Sciences» ausgebildet, wo im Herbst der zweite Jahrgang eines international ausgerichteten Master-Studiengangs in Klimawissenschaften startet. Dieser einmalige Studiengang wird in enger Zusammenarbeit mit der ETH Zürich durchgeführt.
Das Berner Kompetenzzentrum für Klimaforschung verfügt über klare inhaltliche Schwerpunkte: Untersucht werden sollen einerseits die Langzeitentwicklung und -dynamik des Klimasystems, sowie das Klima der Gegenwart und der Zukunft. Andererseits liegt das Interesse auf den Folgen des Klimawandels. Erforscht werden dessen Auswirkungen auf wichtige Landökosysteme, aber auch auf Wirtschaft und Gesellschaft. Insbesondere sollen Strategien für die Anpassung an das sich verändernde Klima und für die Abschwächung des Klimawandels entwickelt werden. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Ökonomie des Klimawandels, sowie die Folgen von Extremereignissen für Wirtschaft und Gesellschaft.
Hans Oeschger: Früher Warner vor einer globalen Klimaerwärmung
Das neu geschaffene Klimazentrum trägt den Namen des weltberühmten Physikers Hans Oeschger (1927-1998), der an der Universität Bern lehrte und forschte und grundlegende Erkenntnisse zum Verständnis des Systems Erde lieferte. Ihm gelang es unter anderem nachzuweisen, dass die steigenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre eine Folge der Verbrennung fossiler Energieträger sind. Diese Erkenntnis gehört heute zu den Eckpfeilern der Klimaforschung. Zusammen mit dem dänischen Geophysiker Willi Dansgaard zeigte Hans Oeschger, dass Klimaänderungen sprunghaft und überraschend schnell stattfinden. Die «Dansgaard-Oeschger Events» sind nicht nur in der Fachwelt ein Begriff und stehen als Symbol für die Risiken, die der Klimawandel mit sich bringt. 1963 gründete Oeschger die Abteilung für Klima- und Umweltphysik an der Universität Bern. Die Vorahnung einer globalen Klimaerwärmung veranlasste ihn persönlich zu grossem politischem Engagement.
26.06.2007