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Hausarztmedizin wird obligatorisch

Durch ein kontinuierliches Mentoring im Grundstudium und ein dreiwöchiges Praktikum im Fachstudium kommen Berner Medizinstudierende in Zukunft stärker mit der Hausarztmedizin in Kontakt. Dadurch soll die Ausbildung in ambulanter und Hausarztmedizin verbessert und der Hausärztemangel gemildert werden. 

Seit diesem Semester gibt es an der Universität Bern ein neues Ausbildungsmodell in der Hausarztmedizin. In Zukunft werden Medizinstudierende im Grundstudium in einem kontinuierlichen 1:1-Mentoring an acht Halbtagen pro Jahr von einer Hausärztin oder einem Hausarzt begleitet. Im Fachstudium absolvieren sie in der gleichen Arztpraxis ein dreiwöchiges Praktikum. Diese neuen Ausbildungsmodule sind für Medizinstudierende obligatorisch.

Damit bietet die Universität Bern ein schweizweit einzigartiges Hausarztstudium an. Es soll auch dazu beitragen, den Hausärztemangel zu mildern. An der Medienkonferenz sagte Martin Täuber, Dekan der Medizinischen Fakultät Bern: «Wir müssen dieses Problem mit den Studierenden lösen, die jetzt in der Ausbildung stecken. Wenn wir nicht jetzt damit beginnen, ist der Zug noch weiter vom Bahnhof weggefahren, als er es jetzt bereits ist.» Für das neue Modell stehen bereits rund 550 Praktikumsplätze zur Verfügung, benötigt werden an die 700.


Patientenkontakt bereits im ersten Studienjahr

Die Universität Bern kommt zusammen mit der FIHAM (Fakultäre Instanz für Hausarztmedizin) und dem Inselspital Bern der Forderung nach, Humanmedizinerinnen und Humanmediziner durch einen stärker an die Praxis gebundenen Studiengang aus- und weiterzubilden. «Studierende lernen frühzeitig praktische Fertigkeiten und sehen, was es heisst, Ärztin oder Arzt zu sein», so Janine Rufener, Medizinstudentin im 6. Studienjahr. Das Ziel ist, angehende Ärztinnen und Ärzte so früh und so oft wie möglich in direkten Kontakt mit Patienten zu bringen.

Laut Andreas Rothenbühler, Vorstand der FIHAM, sollen die Studierenden in einer Art «Götti- und Patenkindverhältnis» in ambulanter Medizin ausgebildet werden und Langzeitstrategien in der Patientenbetreuung entwickeln. In der Grundversorgung nimmt die Langzeitbetreuung von Patienten einen wichtigen Stellenwert ein, wohingegen im Spital eher Extremsituationen erlebt werden. Die neue Berner Ausbildung ist bei Studierenden gefragt: Eine Umfrage bei Studienanfängern hat ergeben, dass 22 Prozent als Tätigkeitswunsch «Hausarzt» angeben. Schweizweit bewegt sich diese Zahl bei etwa 10 Prozent.

 

26.10.2007