Berner Zellbiologe erhält Förderbeitrag von 2 Millionen
Dr. Oliver Mühlemann vom Institut für Zellbiologie der Universität Bern erhält einen prestigeträchtigen Förderbeitrag: Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat ihm einen so genannten «ERC Starting Grant» zugesprochen. Dieser ist mit 2 Millionen Franken dotiert.
Aus europaweit über 9'000 eingereichten Gesuchen wurde sein Projekt ausgewählt: Oliver Mühlemann, Junior Group Leader am Institut für Zellbiologie, gehört zu den 300 besten europäischen Nachwuchsforschern, die vom «European Research Council» (ERC) ausgezeichnet und mit einem Förderbeitrag unterstützt werden. Der «ERC Starting Grant» wird dieses Jahr zum ersten Mal vergeben und hat eine Laufzeit von 5 Jahren.
Überwachungsmechanismen der Zellen erforschen
Mit dem Förderbetrag wird Oliver Mühlemann für seine Forschung auf dem Gebiet der Molekularbiologie ausgezeichnet. Mit seinem Forschungsteam untersucht er zelluläre Prozesse, welche die Qualität der Genexpression überwachen. Vergleichbar mit der Qualitätskontrolle eines industriell gefertigten Produkts verfügen Zellen über mehrere Kontrollmechanismen, welche die korrekte Expression der genetischen Informationen sicherstellen, zum Beispiel die fehlerfreie Synthese lebenswichtiger Proteine. Einer dieser Kontrollmechanismen, der sogenannte «Nonsense-mediated mRNA decay» (NMD) erkennt und eliminiert fehlerhafte Boten-RNA, die – da sie als Bauplan zur Eiweissbildung dienen – sonst zur Produktion fehlerhafter Proteine führen würde. NMD ist somit ein wichtiger Regulator bei der Übersetzung von genetischen Informationen in Proteine. Liesse sich dieser zellbiologische Prozess beeinflussen, wäre das eine vielversprechender Ansatz im Kampf gegen genetische Krankheiten. Allerdings ist über den Mechanismus von NMD noch nicht viel bekannt. Mit seiner Forschung wollen Mühlemann und sein Team diesem auf molekularer Ebene auf die Spur kommen, daran beteiligte Moleküle charakterisieren und deren Interaktionen verstehen.
Dr. Oliver Mühlemann (40), studierte Biologie an der Universität Bern und schloss sein Studium 1992 ab. Danach arbeitete er als Doktorand am Karolinska Institut in Stockholm und am Biomedical Center in Uppsala, Schweden, wo er 1998 dissertierte. Als SNF-Stipendiat ging er anschliessend in die USA und forschte an der Brandeis University, Massachusetts. Seit 2000 leitet er am Institut für Zellbiologie der Universität Bern eine Forschungsgruppe und unterrichtet Studenten in Molekularbiologie.
Der European Research Council: Eine neue europäische Forschungsförderung
Der von der Europäischen Union 2007 gegründete «European Research Council» (ERC) ist die erste gesamteuropäischer Förderagentur für Spitzen-Grundlagenforschung. Seine Aufgabe und sein Anspruch ist die Förderung der freien Forschung der besten Forschenden Europas. Bei der ersten Ausschreibung der «ERC Starting Grants» reichten Forschende aus ganz Europa 9167 Projekte ein, davon kamen 559 in die engere Wahl. Letztlich wurden 300 Grants vergeben – die Annahmequote beträgt somit weniger als 3 Prozent. Die Förderbeiträge sind nicht an bestimmte Forschungsbereiche gebunden und werden an hervorragende Leiterinnen und Leiter eines Forschungsteams vergeben.
20.12.2007