Neue Studie über gesundheitliche Auswirkungen von niederfrequenten Magnetfeldern
In einer heute vorgestellten Studie der Universität Bern wurde der Zusammenhang zwischen einer Langzeitbelastung durch elektromagnetische Felder und verschiedenen Todesursachen untersucht. Ein früher beobachtetes erhöhtes Risiko für Leukämie war in der neuen Studienperiode nicht mehr ersichtlich. Die Studie liefert hingegen einen Hinweis, dass eine starke Magnetfeldbelastung langfristig das Risiko für Alzheimer-Krankheit erhöhen könnte.
Seit Jahren wird untersucht, ob niederfrequente Magnetfelder ein Gesundheitsrisiko darstellen. In den neunziger Jahren hat die Universität Bern im Rahmen einer Studie festgestellt, dass im Zeitraum von 1972 bis 1993 die Sterblichkeit durch Leukämie bei SBB Angestellten mit starker Magnetfeldbelastung im Vergleich zu schwach belasteten Berufsgruppen erhöht war.
Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und mit Unterstützung des Bundesamtes für Verkehr (BAV) wurde nun am Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern eine Erweiterungsstudie mit verbesserter Erfassung der Exposition und vergrössertem Untersuchungszeitraum durchgeführt. Zusätzlich zu den krebsbedingten Todesursachen untersuchte die Forschungsgruppe neu auch Todesursachen wie Demenz, Alzheimer-Krankheit, und Parkinson-Syndrom. Bei rund 20'000 Angestellten der SBB wurde für die Periode 1972 bis 2002 die Todesursache in Abhängigkeit ihrer beruflichen Magnetfeldbelastung analysiert. Die untersuchten Angestellten gehören vier verschiedenen Berufsgruppen mit unterschiedlicher Magnetfeldbelastung an: Lokomotiv- und Rangierlokomotivführer, Zugbegleitpersonal und – als Vergleichsgruppe mit tiefer Magnetfeldbelastung – Stationspersonal.
Der früher beobachtete Zusammenhang zwischen der Magnetfeldbelastung und Leukämie wurde über die ganze Studienperiode nicht mehr so deutlich beobachtet. Seit Mitte der neunziger Jahre sind zwischen den vier Berufsgruppen keine Unterschiede mehr ersichtlich. Hingegen hat die Forschungsgruppe für Lokomotivführer, die starken Magnetfeldern ausgesetzt sind, Hinweise auf ein erhöhtes Alzheimer-Krankheitsrisiko gefunden. Kein erhöhtes Risiko wurde beim Zugbegleitpersonal beobachtet. Das bedeutet, dass auch Zugpassagiere keinem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Im Rahmen der Studie wurden seit 1995 insgesamt 1'644 Todesfälle analysiert. Bei den Lokführern wurde die Alzheimererkrankung in 14 Fällen diagnostiziert. Zurzeit ist jedoch nicht bekannt, wie Magnetfelder das Risiko für Alzheimer-Krankheit erhöhen könnten. Es ist nicht auszuschliessen, dass die erhöhten Risiken durch andere Faktoren als starke Magnetfelder verursacht wurden. Bei allen anderen Todesursachen hat die Forschungsgruppe keinen Zusammenhang mit der Magnetfeldexposition über die gesamte Studienperiode festgestellt.
Die Forschung auf dem Gebiet elektromagnetische Felder und Alzheimer ist mit dieser Studie nicht abgeschlossen. Für weitere Untersuchungen müssen noch die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
04.09.2006