Herausforderungen der Welthandelsordnung: Nationaler Forschungsschwerpunkt an der Universität Bern
Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) hat sechs neue Forschungsschwerpunkte des Schweizerischen Nationalfonds bestimmt. Ein Forschungsschwerpunkt zum Regelwerk der Welthandelsordnung wird von der Universität Bern geleitet.
International Trade: From Fragmentation to Coherence
Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) hat sechs neue Forschungsschwerpunkte des Schweizerischen Nationalfonds bestimmt. Ein Forschungsschwerpunkt zum Regelwerk der Welthandelsordnung wird von der Universität Bern geleitet.
Der internationale Austausch von Waren, Dienstleistungen und Kapital bildet das Herzstück internationaler Beziehungen und ist die treibende Kraft der Globalisierung. Er beeinflusst und bestimmt zunehmend auch die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Es gibt heute kaum mehr Lebensbereiche, die durch den internationalen Handel und Auslandinvestitionen nicht zumindest indirekt betroffen werden. Die entsprechenden Regelungen auf globaler Ebene sind aber noch punktuell. Das World Trade Institute und das Departement für Wirtschaftsrecht (Institut für Europa- und Wirtschaftsvölkerrecht) der Universität Bern leiten nun dazu einen Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS). Das Projekt «Herausforderungen der Welthandelsordnung - International Trade Regulation: From Fragmentation to Coherence» soll eine einheitlichere rechtliche Regelung ermöglichen.
Ausgangspunkt des Projektes bilden die heutigen komplexen Regelungen des Weltwirtschaftsrechts und der internationalen Handelsordnung, namentlich im Rahmen der WTO und anderer internationaler Organisationen und Vertragswerke. Sie umfassen so unterschiedliche Bereiche wie Umweltrechte, Menschenrechte oder Investitionsschutz. Diese sind oft nicht aufeinander abgestimmt. Mit dem Projekt werden nun Grundlagen für neue Ansätze und Regelungen für die internationale Abstimmung verschiedener Politikbereiche im Rahmen der Globalisierung erforscht. Ein solches Vorhaben kann natürlich nur international untersucht werden: an den Arbeiten beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Institut des Hautes Etudes Internationales in Genf (IHEUI), der Universitäten Basel, Bern, Fribourg, Lausanne, Luzern, Zürich, Dundee und London, sowie weitere Universitäten und internationale Organisationen. Das Projekt wird gesamthaft von Prof. Thomas Cottier, Universität Bern und Prof. Richard Baldwin, IHEUI Genf, geleitet.
Der Forschungsschwerpunkt ist in drei «Clusters» gegliedert, die insgesamt zwölf Projekte umfassen. Das erste Cluster befasst sich mit verfassungsrechtlichen Fragen, insbesondere den Entscheidungsstrukturen in internationalen Organisationen. Das zweite Cluster widmet sich ökonomischen Grundfragen von Handel und Währung. Ein drittes Cluster von Projekten befasst sich mit spezifischen Fragen: der Schaffung von internationalen Rahmenbedingungen im Rahmen der WTO, etwa für eine nachhaltige Landwirtschaft, Migration, Gentechnik oder Kultur.
Die besondere Stärke des Projekts liegt darin, dass es die Themen nicht einzeln, sondern im Verbund untersucht. Durch die Zusammenarbeit von Recht, Ökonomie und Politologie lassen sich kohärente Rahmenbedingungen entwickeln. Die Forscherinnen und Forscher erwarten ausserdem eine Vielzahl neuer Vorschläge und Ansätze für die Regelung der Globalisierung.
Das World Trade Institute (WTI) besteht seit 2000 als Stiftung der Universität Bern und bildet ein gemeinsames Zentrum der Universitäten Bern, Fribourg und Neuchâtel. Im Zentrum seiner Tätigkeit steht ein vollzeitliches, einjähriges Master Programm zur Welthandelsordnung (Master of International Law and Economics MILE), das bislang von über 120 Personen aus aller Welt erfolgreich absolviert wurde. Derzeit wird das intensive Studium von 35 Studierenden aus 20 Ländern besucht. Das Institut führt Sommerkurse durch und ist in der Beratung ausländischer Regierungen, mitunter im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft, tätig. Es führt regelmässig wissenschaftliche Tagungen und Forschungsarbeiten durch. Das Insti-tut arbeitet in englischer Sprache und ist ausschliesslich durch Drittmittel finanziert.
Das Departement für Wirtschaftsrecht der rechtswissenschaftlichen Fakultät umfasst Lehre und Forschung im Bereich des schweizerischen Wirtschaftsrechts, des Europa- und Wirtschaftsvölkerrechts und des Steuerrechts. Es betreut die Lehre und Forschung in diesen Bereichen.
Die Universität Bern ist «Leading House» dreier nationaler Forschungsschwerpunkte. Neben dem NFS zur Globalisierung sind dies der NFS Klima und der NFS Nord-Süd.
22.03.2005