900'000 Jahre altes Eis erbohrt
Die Abteilung für Klima- und Umweltphysik des Physikalischen Instituts der Universität Bern ist seit 1996 am europäischen Eiskern-Bohrprojekt EPICA beteiligt. Die Bohrungen dienen der Untersuchung der Klimaentwicklung der Erde. Das Projekt wurde nun mit dem ältesten Eis abgeschlossen, das je durch eine Tiefbohrung gewonnen wurde.
Am Dienstag, 21. Dezember 2004 hat ein europäisches Team im Rahmen des EPICA-Projektes (European Project for Ice Coring in Antarctica) eine Bohrtiefe von 3270.2 Meter erreicht, 5 Meter über dem Felsbett von Dome C, auf dem Plateau des antarktischen Eisschildes. Da das Eis am Felsbett die Schmelztemperatur erreicht, hat die Projektleitung beschlossen, die Bohrung in dieser Tiefe zu beenden, um die Gefahr einer Verunreinigung des Grundwassers auszuschliessen.
Die Bohrung verlief sehr erfolgreich und wurde von einer grossen Gemeinschaft von Eis- und Klimaforschern verfolgt. Die 70 Meter Eis, welche in diesem antarktischen Sommer gebohrt wurden, schliessen das 1996 gestartete Projekt ab. Die Analyse des bereits erbohrten Eises führte letzten Juni zu einer vielbeachteten Publikation in der Zeitschrift «Nature» über die Klimaentwicklung der letzten 740'000 Jahre. Der neue Eiskern wird diese Klimaaufzeichnung auf einen geschätzten Zeitraum von 900'000 Jahren ausdehnen. Das ist das älteste Eis, das je durch eine Tiefbohrung gewonnen wurde.
Die untersten Eisschichten bestehen aus sehr grossen Kristallen, einige grösser als 40 cm. Die Forscher haben vorwiegend an den Kristall-Grenzflächen viele kleine bräunlich-rote Einschlüsse beobachtet.
Die Aussicht auf neue Informationen aus der Analyse der Eiskerne von EPICA Dome C hat möglicherweise einen wesentlichen Einfluss auf unser Verständnis von Klima und Umwelt.
13.01.2005