Universität Bern schreibt Defizit von 37,1 Millionen Franken
Die Universität Bern hat im vergangenen Jahr trotz schwieriger Rahmenbedingungen Forschung auf Weltniveau betrieben und ein grosses Studieninteresse registriert. Bewegt haben auch Themen wie Wissenschaftsfreiheit unter Druck, stockende Raumentwicklung und zu geringe Grundfinanzierung, wie der Jahresbericht 2024 zeigt.
Im Berichtsjahr 2024 beläuft sich der Beitrag des Kantons Bern auf 334,1 Millionen Franken bei einem Gesamtumsatz von 982,8 Millionen Franken. In ihrer Rechnung hat die Universität Bern insgesamt ein Defizit von 37,1 Millionen Franken erwirtschaftet. Bei den Grundmitteln resultiert ein Verlust von 53,4 Millionen Franken. Durch diesen erneuten Jahresverlust ergibt sich bilanziell erstmals ein negatives Eigenkapital bei den Grundmitteln.
Wettbewerbsfähigkeit auf dem Prüfstand
Dank der verlässlichen Grundfinanzierung kann sich die Universität Bern weiterhin im Hochschulumfeld behaupten. Verwaltungsdirektor Markus Brönnimann sagt: «Diese Grundlage muss aber mit der Entwicklung der Studierendenzahlen und des internationalen Wissenschaftsraums mithalten. Dies tut sie aktuell nicht, da wir die vom Kanton beschlossenen Lohnmassnahmen wie den Teuerungsausgleich nicht vollständig ausfinanziert erhalten. Das ist letztendlich die Ursache für das strukturelle Defizit im Haushalt der Universität.» Eine weitere Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit sei das Raumangebot, bei dem die Universität ebenfalls auf den Kanton Bern angewiesen ist und in wichtigen Bereichen wie Medizin und Chemie hinterherhinkt, so Brönnimann.
Um die Attraktivität der Universität längerfristig zu sichern, wurden im Jahr 2024 verschiedene Ansätze verfolgt. Als Mitglied von ENLIGHT, einer Allianz forschungsintensiver Volluniversitäten, entwickelt die Universität Bern flexible Formen des internationalen Austauschs in Forschung und Lehre mit gemeinsamen Curricula und Abschlüssen. Im Jahr 2024 wurde der Kurskatalog der Universität Bern mit den anderen ENLIGHT Universitäten verknüpft – ein wichtiger Schritt zur Verwirklichung eines gemeinsamen Campus.
Im Bereich Forschung wurden an der Universität Bern wichtige Infrastrukturen in Core Facilities gebündelt, welche teure oder komplexe Geräte und die dazugehörige Expertise zentral bereitstellen. So werden Effizienz und Qualität der Forschung gesteigert und fachübergreifende Synergien gefördert. Weiter hat die Universität ihre Klimaneutralitätsstrategie überarbeitet und fokussiert statt auf Kompensationszertifikate nun auf eine partizipativ erarbeitete, universitätsweite Roadmap. Nicht zuletzt wurden die Vizerektorate reorganisiert und so ein strategischer Schwerpunkt, die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses, stärker gebündelt.
Wissenschaftsfreiheit als oberstes Ziel
Die Universität Bern blieb im vergangenen Jahr vor Folgen von Konflikten in aller Welt nicht verschont, namentlich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und des Kriegs im Nahen Osten. In diesem Zusammenhang geriet auch die Wissenschaftsfreiheit zunehmend unter Druck. Die Universität Bern steht mit ihrer klaren Haltung fest an der Seite der Forschenden, wie Rektorin Virginia Richter erklärt: «Die Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit gehört zu den obersten Zielen der Universität. Dies erreichen wir am besten, indem wir uns gegen Polarisierung und für Differenzierung, Vielstimmigkeit und auch Gelassenheit einsetzen.»
Ausgezeichnete Lehre und Forschung
Die Universität Bern erbringt Forschungsleistungen auf Weltniveau und gehört zum besten Prozent der Universitäten weltweit. So sind Forschende der Universität Bern an der NASA-Mission Europa Clipper zum Jupiter beteiligt, die den Eismond Europa auf Hinweise nach ausserirdischem Leben untersuchen wird. Ein internationales Team mit massgeblicher Berner Beteiligung hat zudem erfolgreich einen 2’800 Meter langen und über 1,2 Millionen alten Eiskern in der Antarktis erbohrt mit Klimainformationen der vergangenen 1,5 Mio. Jahre. Die Universität zeigte im vergangenen Jahr auch unmittelbaren Nutzen für die Gesellschaft, so zum Beispiel mit der Lancierung der Wetter-App «Bernometer», die Hitzewarnungen für Stadtberner Quartiere liefert und damit zur Minderung von Gesundheitsrisiken beiträgt. Im Bereich der Schlafforschung erbrachte das 2024 abgeschlossene Forschungsprojekt «Decoding Sleep» neue Erkenntnisse über die Funktion und Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus und ermöglicht damit eine bessere Beratung zu Schlafstörungen.
Das Interesse an einem Studium an der Universität Bern ist weiterhin hoch. Im Herbstsemester 2024 waren an der Universität Bern 19’608 Studierende eingeschrieben. An den Bachelorinformationstagen 2024 fanden sich 4‘312 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus der ganzen Schweiz sowie aus dem Ausland an der Universität Bern ein.
Die vollständigen Statistiken, Entwicklungen und Berichte sind auf der entsprechenden Website zugänglich.
07.05.2025