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Wetter-App «Bernometer» liefert Hitzewarnungen für Berner Quartiere

Eine an der Universität Bern entwickelte Wetter-App soll der Berner Bevölkerung helfen, Hitzewellen zu meistern. Der «Bernometer» zeigt für alle Quartiere der Stadt Bern präzise die aktuellen Temperaturen und Vorhersagen und warnt unter anderem vor Tropennächten und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken.

Neben dem erfrischenden Bad in der Aare gehören mittlerweile auch Hitzewellen zu den Merkmalen des Berner Sommers. Das ist den meisten Bernerinnen und Bernern bewusst, doch viele fragen sich: Wie heiss wird es in meinem Quartier tatsächlich? Und: Muss ich damit rechnen, dass die Temperatur in der Nacht nicht unter 20 Grad sinkt?

Das sind berechtigte Fragen, denn die Hitze ist in Bern sehr unterschiedlich verteilt. Die unterschiedlichen lokalklimatischen Verhältnisse führen dazu, dass die nächtlichen Temperaturen während Hitzewellen in den am stärksten belasteten Quartieren im Stadtzentrum durchschnittlich um drei bis vier Grad Celsius höher liegen als ausserhalb der Stadt. Hotspots sind die Altstadt, der Breitenrain und der Mattenhof. Das haben die Messkampagnen des Forschungsprojekts «Urban Climate Bern» des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern in den vergangenen Jahren ergeben.

Nun haben die Forschenden aus diesen Erkenntnissen ein Werkzeug entwickelt, das der Berner Bevölkerung den Umgang mit Hitzewellen erleichtern soll. Das Tool namens «Bernometer» und liefert auf den individuellen Wohn- und Arbeitsort zugeschnittene Temperaturprognosen inklusive Hitzewarnungen. «Alle kennen in Bern den Aareguru, auf den man sich über die Badeverhältnisse in der Aare informieren kann», sagt Nils Tinner, Masterstudent in Klimawissenschaften und Initiant des Projekts, «wir wollen eine entsprechende Informationsquelle für Hitzewellen bieten.»

Differenzierte Informationen für jedes Quartier

Den «Bernometer» gibt es als Webseite (www.bernometer.ch) und als App (App Store, Google Play). Über einen digitalen Stadtplan lassen sich darauf differenzierte Informationen für alle Standorte der Stadt abrufen – von den vergangen und den aktuellen Temperaturen bis zu Vorhersagen für die nächsten fünf Tage mit den zu den zu erwartenden Höchst- und Tiefstwerten. Bei Werten von über 30 Grad am Tag («Hitzetag») und 20 Grad in der Nacht («Tropennacht») schlägt der «Bernometer» Alarm, und liefert konkrete Verhaltenstipps, um mit den Folgen der Hitze besser fertig zu werden.

Sommerhitze als Gesundheitsrisiko

Hitzewellen stellen eine ernsthafte Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Insbesondere ältere Menschen, Säuglinge und chronisch Kranke leiden unter den körperlichen Auswirkungen von Hitzestress, die von Herz-Kreislauf-Problemen über Dehydrierung bis zum Tod reichen. Eine Kombination aus heissen Tagen und Nächten belastet die Gesundheit zusätzlich, da sich der Körper nachts nicht erholen kann. Wie eine Studie unter Leitung der Universität Bern zeigte, sind zum Beispiel im Hitzesommer 2022 in der Schweiz 623 Menschen auf Grund der Hitze verstorben, das waren 3,5 Prozent aller Todesfälle zwischen Juni und August.

Bei diesen Zahlen liegt es auf der Hand, dass sich auch die Behörden für einen besseren Umgang mit der Sommerhitze interessieren. Die Stadt Bern ist Partnerin des «Urban Climate Bern»-Projekts mit seinen rund 80 Messstationen. «Noch ist der Bevölkerung viel zu wenig bewusst, was der Klimawandel mit längeren und stärkeren Hitzewellen bereits für Auswirkungen hat», sagt Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport. «Der ‘Bernometer’ hilft den Bernerinnen und Bernern, diese Folgen des Klimawandels zu meistern.»

Wärmeinseleffekt: Verhältnisse wie in Südeuropa

Die Klimaerwärmung stellt Städte vor besondere Herausforderungen. «Urban Climate Bern» hat deshalb den Wärmeinseleffekt in der Aarestadt im Detail untersucht. Der Begriff bezeichnet die Tatsache, dass die Temperaturen in urbanen Gebieten oft deutlich höher sind als in ihrem Umland – besonders nachts. Hauptgrund dafür sind die unterschiedlichen Oberflächen und Bebauungsstrukturen. «Versiegelte Flächen absorbieren mehr Sonnenstrahlung und geben diese nachts langsam ab. Dies verstärkt den Temperaturanstieg durch den Klimawandel noch zusätzlich, wodurch die gesundheitlichen Risiken zunehmen», erklärt Stefan Brönnimann, Klimatologie-Professor an der Universität Bern.

Bis vor kurzem gab es zum Wärmeinseleffekt in Bern kaum Daten. MeteoSchweiz beispielsweise betreibt in Bern eine einzige Station, und die steht vor den Toren der Stadt in Zollikofen. Auf diese eine Messstelle beziehen sich auch die Vorhersagen für das Klima der Zukunft. Bei einem pessimistischen Szenario ohne wirksame Klimaschutzmassnahmen wird es in Zollikofen gegen Ende des Jahrhunderts acht bis zehn Tropennächte geben. «In der Berner Innenstadt hingegen könnte sich die Lage ganz anders präsentieren», so Stefan Brönnimann. «Bereits heute zeigen die Messungen von ‘Urban Clilmate Bern‘ jedes Jahr 10 bis 15 Tropennächte in der Stadt, bis Ende Jahrhundert könnte diese Zahl auf 20 bis 50 ansteigen. Das sind Verhältnisse, wie wir sie heute in Südeuropa kennen.

Bernometer

Die Website/App «Bernometer» ist darauf ausgelegt, die städtische Wärmeinsel von Bern interaktiv darzustellen. Es können Echtzeit-Lufttemperaturen von Messstationen in und um Bern erkundet werden. Nutzende können auf spezifische Standorte klicken, um detaillierte Temperaturinformationen abzurufen. Das Tool liefert zudem Vorhersagen und Warnungen für besonders warme Tage und Nächte, um potenzielle Gesundheitsrisiken zu erkennen. Die Grenzwerte für Tiefst- und Höchsttemperatur können manuell angepasst werden.

Die Daten stammen von den rund 80 Messstationen des Forschungsprojekts «Urban Climate Bern» des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern.

Weitere Informationen: www.bernometer.ch

Oeschger-Zentrum für Klimaforschung

Das Oeschger-Zentrum für Klimaforschung (OCCR) ist eines der strategischen Zentren der Universität Bern. Es bringt Forscherinnen und Forscher aus 14 Instituten und vier Fakultäten zusammen. Das OCCR forscht interdisziplinär an vorderster Front der Klimawissenschaften. Das Oeschger-Zentrum wurde 2007 gegründet und trägt den Namen von Hans Oeschger (1927-1998), einem Pionier der modernen Klimaforschung, der in Bern tätig war.

Weitere Informationen: www.oeschger.unibe.ch

 

28.06.2024