Medizinisches Cannabis: Chancen und Herausforderungen
Am 13. bis 14. Februar findet an der Universität Bern eine internationale Konferenz zu den Nutzen und Risiken von medizinischem Cannabis statt. Führende nationale und internationale Forschende tauschen sich an der Konferenz mit medizinischen Fachpersonen, Patientenvertretungen, Behörden, Industrie und Studierenden über den aktuellen Stand der Cannabisforschung aus.
Die medizinische Nutzung von Cannabis ist ein kontroverses und hochaktuelles Thema. Immer mehr Länder erlauben die Anwendung von Cannabis-basierten Medikamenten, doch es gibt weiterhin viele offene Fragen zur Wirksamkeit, Sicherheit und Regulierung. Die internationale Fachkonferenz an der Universität Bern bringt renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammen, um die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung und Praxis zu präsentieren.
«Unser Ziel ist es, einen interdisziplinären Austausch zu ermöglichen, um die wissenschaftlichen Grundlagen für evidenzbasierte Cannabis-Medizin weiter zu vertiefen», erklärt Prof. Jürg Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Universität Bern. Die Veranstaltung wird von ihm und Rudolf Brenneisen, emeritierter Professor der Universität Bern und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Cannabis in der Medizin (SGCM) organisiert.
Neuester Stand der internationalen Cannabinoidforschung
Die Konferenz versammelt über dreissig der weltweit führenden Forscherinnen und Forscher auf dem Gebiet der Cannabinoidforschung. Präsentiert werden unter anderem die Interaktion zwischen pflanzlichen Cannabinoiden und dem menschlichen Organismus. «Cannabis und seine Wirkstoffe beeinflussen nicht nur das Gehirn, sondern den gesamten Körper. Die Forschung zeigt, dass Endocannabinoide – also Cannabis-ähnliche Substanzen, die vom Körper selbst produziert werden – eine wichtige Rolle in vielen biologischen Prozessen spielen», betont Gertsch. Am Institut für Biochemie und Molekulare Medizin erforscht er seit über 10 Jahren das Endocannabinoid-System des Körpers und entwickelt darauf basierend eine Therapie gegen Angst- und Stresserkrankungen.
Neben Grundlagenforscherinnen und -forschern sind auch Klinikerinnen und Kliniker vertreten, die ihre Erfahrungen mit der Anwendung von Cannabis-basierten Medikamenten teilen. So wird etwa der mögliche Nutzen von Cannabinoiden bei Schmerzen, Schlafstörungen oder neurodegenerativen Erkrankungen diskutiert. Zudem gibt Prof. Reto Auer vom Berner Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern und Leiter der SCRIPT-Studie, der schweizweit grössten laufenden Cannabis-Studie, einen Einblick in die Chancen und Risiken von Cannabis E-Zigaretten (e-Joints).
Einblick in Praxis und Regulierung
Nebst aktuellen Forschungsergebnissen und Innovationen bietet die Konferenz auch Einblicke in Herausforderungen bei der medizinischen Anwendung von Cannabis, wie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder regulatorische Hürden. Präsentiert wird unter anderem auch das digitale Meldesystem zur Verschreibung von Cannabisarzneimitteln des Bundesamtes für Gesundheit BAG.
Die Organisatoren und Referierenden stehen nach Absprache für Interviews und Fragen zur Verfügung.
Medienschaffende sind herzlich zur Konferenz eingeladen.
International Medical Cannabis Conference 2025 (IMCCB-25): Exploring and Discussing the Future of Medical Cannabis
Datum |
13. Februar 2025, 9.00 Uhr, Hörsaal 001 OG |
Ort |
Universität Bern, VonRoll Areal, Fabrikstrasse 6, 3012 Bern, Gebäude 6 |
Sprache |
Die Veranstaltung wird in englischer Sprache durchgeführt. |
Eintritt und Anmeldung |
Informationen zur Konferenz: www.imccb.org Die Anmeldung erfolgt online über: https://www.conftool.net/imccb25/ Medienschaffende melden sich bitte via E-Mail bis Mittwoch, 12. Februar 2025 an: a.kupferberg@imccb.org. Interviewanfragen können an dieselbe Adresse gerichtet werden. |
Endocannabinoid-Forschung an der Universität BernAm Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Universität Bern konzentriert sich die Forschungsgruppe von Prof. Dr. Jürg Gertsch auf die Erforschung des Endocannabinoid-Systems und der Cannabinoid-Pharmakologie, mit besonderem Schwerpunkt auf der Arzneimittelforschung. Die Forschungsgruppe betreibt interdisziplinäre Forschung, die biochemische Pharmakologie und biomedizinische Analytik umfasst und unter anderem mit einem Sinergia-Beitrag des Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird. Gertsch ist weiter Mitbegründer von Synendos Therapeutics, ein Spin-off seines Labors, das sich der Entwicklung innovativer neuropharmakologischer Wirkstoffe widmet. |
SCRIPT-Studie zum regulierten Cannabisverkauf in ApothekenSCRIPT ist eine Pilotstudie zum regulierten, nicht-gewinnorientierten Cannabisverkauf in Apotheken für den Eigengebrauch den Städten Bern, Biel und Luzern. Insgesamt sollen in den drei Städten über 1000 Personen teilnehmen, davon rund 700 in Bern. In der Studie sollen die Auswirkungen einer kombinierten Intervention, bestehend aus Verkauf und Beratung, auf das Konsumverhalten und die Gesundheit der Konsumierenden untersucht werden. Die daraus gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen einen Beitrag zur Diskussionsgrundlage für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik in der Schweiz leisten. SCRIPT ist eine gemeinsame Studie der Universitäten Bern und Luzern und wurde von der Kantonalen Ethikkommission Bern, der Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz und dem Bundesamt für Gesundheit bewilligt. Sie wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und vom Tabakpräventionsfonds (TPF) unterstützt.Mehr Informationen: https://www.script-studie.ch/ |
10.02.2025