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Thomas Stocker soll führende Rolle im Weltklimarat einnehmen

Der Berner Klimaforscher Thomas Stocker soll Kopräsident einer der drei Arbeitsgruppen des Weltklimarates (IPCC) werden. Der Bundesrat hat beschlossen, seine Kandidatur zu unterstützen. Der Weltklimarat wird bis 2013 seinen fünften Evaluationsbericht zum Klimawandel vorlegen.

Laut dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) wird der Weltklimarat (IPCC) in nächster Zeit die Führungsfunktionen für die Erarbeitung des fünften Evaluationsberichts zum Klimawandel besetzen. Der Bericht soll bis 2013 vorliegen. Wie bei den bisherigen Berichten werden drei Arbeitsgruppen daran arbeiten: Die erste ist für die naturwissenschaftlichen Grundlagen zuständig, die zweite beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels und die dritte untersucht sozio-ökonomische Fragen. Jede Arbeitsgruppe wird von zwei Persönlichkeiten (je eine aus einem Industriestaat und einem Entwicklungsland) geleitet.

Thomas Stocker, Leiter der Berner Abteilung für Klima- und Umweltphysik, hat einer Kandidatur auf Vorschlag von IPCC-Mitgliedern zugestimmt, zusammen mit einem Vertreter aus einem Entwicklungsland die Leitung der ersten Arbeitsgruppe übernehmen. Der Bundesrat hat beschlossen, eine solche Kandidatur zu unterstützen. Nach der Ansicht des Bundesrats wäre das Kopräsidium von Thomas Stocker eine Ehre für die Schweiz und würde unsere Schlüsselrolle im Bereich Klima unterstreichen. Zudem wäre es auch eine Anerkennung der Leistungen, die die Klimaforschung in der Schweiz erbringt. Thomas Stocker hat bereits bei den letzten Evaluationsberichten des IPCC als Experte mitgewirkt. Der Weltklimarat wird im Sommer entscheiden, wer die Arbeitsgruppen leiten wird.

Das Kopräsidium der ersten Arbeitsgruppe des IPCC deckt verschiedene Interessen der Schweiz ab: Aussenpolitik, Entwicklungspolitik, Wissenschaft und Forschung, Sicherheit, Wirtschaft und Entwicklung sowie nationale und internationale Klimapolitik. Die Kosten von jährlich rund 1,8 Mio. Franken, die während einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren anfallen, werden vom UVEK getragen. Notwendig ist die Schaffung einer auf sieben Jahre befristeten Organisationseinheit mit rund zehn wissenschaftlichen und administrativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Der IPCC hat im Oktober 2007 den Friedens-Nobelpreis erhalten. Aufgrund seines ersten 1990 erschienenen Berichts wurde die UNO-Konvention über Klimawandel geschaffen. Sein zweiter Bericht 1995 diente als Basis für das Kyoto-Protokoll.

 

Lebenslauf von Professor Thomas Stocker

Thomas Stocker (1959, Bürger von Zürich und Büron LU) ist in Zürich aufgewachsen, wo er an der ETH Zürich Umweltphysik studierte und 1984 mit dem Diplom abschloss. Die Dissertation erfolgte bei Prof. Kolumban Hutter an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie der ETH Zürich und wurde 1987 mit der ETH Medaille ausgezeichnet. Nach einem Foschungsaufenthalt am University College London erhielt Stocker ein Stipendium für Fortgeschrittene Forschende des Schweizerischen Nationalfonds, mit welchem er an der McGill University (Montreal, Canada) von 1989 bis 1991 die Entwicklung effizienter Klimamodelle und die Untersuchung schneller Klimaschwankungen vorantrieb. Von 1991 bis 1993 arbeitete Thomas Stocker als Associate Research Scientist am Lamont Doherty Earth Observatory der Columbia University, New York.

Stocker wurde 1993 als Professor an das Physikalische Institut der Universität Bern berufen, wo er die Abteilung für Klima- und Umweltphysik leitet. Die wissenschaftliche Arbeit seines Teams umfasst die Modellierung von abrupten Klimaänderungen, Untersuchungen über die vergangenen und zukünftigen Änderungen der Ozeanzirkulation, sowie die Rekonstruktion vergangener Klimazustände mit Hilfe von Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis. Das Institut ist weltweit führend in der Bestimmung der Treibhausgaskonzentrationen der letzten 800'000 Jahre an Luft, die in Eisbohrkernen eingeschlossen ist.

Thomas Stocker hat als Autor und Mitautor mehr als 140 wissenschaftliche Artikel publiziert. Er ist Mitglied des Nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds seit 2006 und leitet den Nationalen Forschungsschwerpunkt Klima seit 2008. Stocker ist seit 1997 in führender Rolle im Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der UNO tätig. Für die Zustandsberichte der Arbeitsgruppe I, die 2001 und 2007 vom IPCC veröffentlicht wurden, hat er die Kapitel «Physical Climate Processes and Feedbacks» sowie «Global Climate Change Projections» koordiniert. Für seine Arbeiten erhielt er 1993 den Nationalen Latsis Preis und 2006 den Dr. Honoris Causa der Université de Versailles.

18.06.2008