Unerhörtes aus dem Bundeshaus

1971 traten die ersten Frauen in der Schweiz als Bundespolitikerinnen ihr Amt an. Über die politische und historische Relevanz dieser Polit-Pionierinnen hat die Historikerin Fabienne Amlinger vom Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung IZFG der Universität Bern nun ein Buch publiziert. Dieses wird an zwei Vernissagen im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Einzug von National- und Ständerätinnen ins Bundeshaus 1971 markiert eine politische Zäsur. Von diesem Jahr an konnten Frauen die eidgenössische Politik mitgestalten und auf die Schweizer Demokratie und in gesellschaftspolitischen Angelegenheiten Einfluss nehmen. In ihrem neuen Buch «Unerhört. Die ersten Politikerinnen im Bundeshaus» rückt die Historikerin Dr. Fabienne Amlinger die Schweizer Polit-Pionierinnen und die ihnen nachfolgenden Politikerinnen ins Zentrum. Sie will damit neue Perspektiven auf das politische Treiben in Bundesbern eröffnen. Amlinger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung IZFG der Universität Bern.

«Trotz der fundamentalen gesellschaftlichen Bedeutung, die der Einschluss von Frauen in die eidgenössische Politik darstellt, sind die politische und historische Relevanz der frühen Bundespolitikerinnen sowie ihre Erfahrungen und Lebensgeschichten weitgehend unbekannt», stellt Amlinger fest. «Bestenfalls werden ehemalige National-, Stände- und Bundesrätinnen nach ihrem Tod gewürdigt, wie sich bei der kürzlich verstorbenen Christiane Brunner zeigt», gibt sie zu bedenken. Amlinger ist als Historikerin auch Expertin des sogenannten Brunner-Skandals beziehungsweise Brunner-Effekts.

Über Unerhörtes sprechen

«Frauen symbolisierten im Bundeshaus, zu dem ihnen der Zutritt lange verwehrt worden war, Unerhörtes – und bekamen dies auf empörende Art und Weise zu spüren, in Form von Verhinderungsmanövern und männlichen Machenschaften unter anderem», sagt Amlinger. Die Wahl ins Bundeshaus habe jedoch auch viele Chancen geboten, welche die frühen Politikerinnen genutzt hätten: indem sie Anliegen auf die politische Agenda setzten, die in den Ratssälen zuvor überhört wurden – wie etwa das Thema des Schwangerschaftsabbruchs oder der Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern. Zuweilen hätten sie zu widerständigen, als unerhört eingestuften Mitteln gegriffen, um sich Gehör zu verschaffen. Als Beispiel führt Amlinger die Nationalrätin Barbara Gurtner an, die 1983 in einem Leopardendress gekleidet gegen den Kauf der Leopard-Armeepanzer protestierte.

«Es war mir ein grosses Anliegen, die Stimmen von Politikerinnen hörbar werden zu lassen», sagt Amlinger. Die Publikation enthält daher verschriftlichte Gespräche mit den ehemaligen Nationalrätinnen Lili Nabholz, Gabrielle Nanchen, Monika Stocker, Rosmarie Zapfl und Elisabeth Zölch und vermittelt deren persönliche Sichtweisen auf ihre Zeit im Bundeshaus.

Vernissagen mit Gesprächen über und mit Politikerinnen

Das neue Buch wird an einer Vernissage in Bern sowie in Zürich vorgestellt: Am 14. Mai in der Berner Dampfzentrale, wo deren Co-Leiterin Anneli Binder mit der Autorin ein Gespräch führen und anwesende ehemalige Bundespolitikerinnen einbeziehen wird. Zudem wird die Spoken-Word-Performerin Sandra Künzi den Abend pointiert zusammenfassen. An der Vernissage in Zürich am 26. Mai spricht die Philosophin, Autorin und Moderatorin Barbara Bleisch mit der Buchautorin sowie den beiden Nationalrätinnen Anna Rosenwasser (SP) und Kathrin Bertschy (GLP).

Datum Mittwoch, 14. Mai 2025 um 20 Uhr
Ort Dampfzentrale, Turbinensaal, Marzilistrasse 47, 3005 Bern
Sprache Die Veranstaltung wird in deutscher Sprache durchgeführt.
Eintritt und Anmeldung Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung nicht nötig. Vorverkauf:  
www.dampfzentrale.ch. Tickets an der Abendkasse. Medienschaffende sind gebeten, sich bis 13. Mai unter medien@unibe.ch anzumelden, der Eintritt ist für sie kostenfrei.
Datum Montag, 26. Mai 2025 um 19 Uhr
Ort Karl der Grosse, Saal, Kirchgasse 14, 8001 Zürich
Sprache Die Veranstaltung wird in deutscher Sprache durchgeführt.
Eintritt und Anmeldung Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung nicht nötig. Tickets an der
Abendkasse. Medienschaffende sind gebeten, sich bis 25. Mai unter
medien@unibe.ch anzumelden, der Eintritt ist für sie kostenfrei.

Interviewanfragen und inhaltliche Nachfragen können an Fabienne Amlinger gerichtet werden.

08.05.2025