Renommierte EU-Förderung für die Erforschung von Hirnbarrieren
Die Neuroimmunologin Britta Engelhardt vom Theodor Kocher Institut der Universität Bern wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet. Da sie ihr Forschungsprojekt an der Universität Bern durchführt, wird dieses voraussichtlich nicht von der EU, sondern vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) finanziert.
In Anerkennung der Fortschritte bei der Verhandlung des neuen Abkommens mit der EU konnten sich Forschende aus der Schweiz letzten August bei der Ausschreibung der ERC Advanced Grants 2024 beteiligen. Wenn Forschende, die einen solchen ERC Grant erhalten, in der Schweiz bleiben und ihr Projekt nicht an eine förderungsfähige Institution in der EU wechseln, erhalten sie die Fördermittel jedoch nicht aus der EU, sondern voraussichtlich vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Der ERC ist ein Teil des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon Europe.
Die Schweiz gilt seit Mitte Dezember 2024 für die Ausschreibungen aus dem EU-Budgetjahr 2025 als Assoziiertes Land im Forschungsprogramm Horizon Europe, und die Forschenden in der Schweiz werden somit nur für Ausschreibungen mit dem Budgetjahr 2025 direkt aus Brüssel finanziert. Mit den Advanced Grants unterstützt der ERC etablierte, führende Forschende, die für ein bahnbrechendes Projekt Fördermittel suchen.
Wissenslücken zu Hirnbarrieren schliessen
Prof. Dr. Britta Engelhardt erhält einen ERC Advanced Grant für ihr Projekt CNS-IP (Understanding how the brain barriers orchestrate Central Nervous System Immune Privilege) am Theodor Kocher Institut der Universität Bern. Das Projekt wird untersuchen, wie verschiedene Hirnbarrieren das Zentrale Nervensystem (ZNS) in unterschiedliche Bereiche einteilen, so dass sie für das Immunsystem unterschiedlich zugänglich sind.
«Unser Projekt wird Wissenslücken zur Anatomie der einzelnen Blut-Hirn-Schranken und ihrem zellulären und molekularen Aufbau schliessen», sagt Britta Engelhardt. «Wir erarbeiten somit die Grundlage für die Entwicklung völlig neuartiger Diagnostik-, Bildgebungs- und Therapiemethoden für neurologische Erkrankungen des ZNS wie Multiple Sklerose oder Hirntumore, die gezielt die Blut-Hirn-Schranken adressieren», so Engelhardt weiter.
Das Projekt wird über eine Laufzeit von fünf Jahren mit 2.5 Millionen Euro unterstützt.
«Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung und gratuliere Britta Engelhardt. Dies zeigt, dass an der Universität Bern international hoch angesehene Forschende arbeiten, die hier herausragende Projekte durchführen», sagt Hugues Abriel, Vizerektor Forschung und Innovation. «Dass die Schweiz inzwischen von der Europäischen Kommission bei Forschungsprogrammen der EU als assoziiertes Land eingestuft wird, ist sehr erfreulich. Die Forschung ist auf Vernetzung und internationale Zusammenarbeit angewiesen.»
Das Projekt CNS-IP (Understanding how the brain barriers orchestrate Central Nervous System Immune Privilege)Die Nervenzellen im Zentralnervensystem (ZNS) koordinieren alle unsere Köperfunktionen und benötigen dazu ein absolut stabiles Umfeld. Dies schliesst eine Immunüberwachung durch umherwandernde Immunzellen, wie sie in peripheren Organen stattfindet, aus. Das ZNS hat daher ein besonderes Verhältnis zum Immunsystem, das als Immunprivileg beschrieben wird. Das Projekt basiert auf der Arbeitshypothese, dass die verschiedenen Blut-Hirn- und Blut-Liquor- Schranken das ZNS in Bereiche unterteilen, die für Immunmediatoren (körpereigene Stoffe, die eine Entzündungsreaktion des Körpers einleiten oder aufrechterhalten) und Immunzellen unterschiedlich zugänglich sind. Das Team von Prof. Dr. Engelhardt arbeitet dazu mit sogenannten «Reportermäusen», in deren ZNS sie mittels eines selbst entwickelten Verfahrens die verschiedenen Hirnbarrieren fluoreszierend sichtbar machen konnten. Dank modernster Bildgebungsverfahren wird es in diesen Reportermäusen möglich sein zu untersuchen, wie die verschiedenen Hirnbarrieren die Wanderung von Immunzellen im ZNS gemeinsam regulieren. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus der Neuropathologie, Neuroanatomie, Neurochirurgie und Neuroradiologie werden diese Erkenntnisse anschliessend auf das menschliche ZNS übertragen. Dieses Projekt liefert somit Grundlagen für die Entwicklung völlig neuartiger Diagnostik, Bildgebung und Therapie für neurologische Erkrankungen. Über Britta EngelhardtBritta Engelhardt ist Neuroimmunologin und vaskuläre Biologin und widmet sich mit ihrer Forschung der Rolle der verschiedenen Hirnbarrieren bei der Aufrechterhaltung des Immunprivilegs des zentralen Nervensystems (ZNS). Mithilfe innovativer Bildgebungsverfahren, welche die Wanderung von Immunzellen live verfolgen lassen, hat ihr Labor massgeblich zum aktuellen Verständnis der anatomischen Wege und molekularen Mechanismen beigetragen, mit denen die Immunzellen zur Immunüberwachung und bei entzündlichen Erkrankungen in das ZNS gelangen. Dieses Wissen schafft die Grundlage für die Entwicklung therapeutischer Ansätze zur Behandlung von Erkrankungen des ZNS. Kontakt: |
17.06.2025