Ein kulturelles Erbe von unschätzbarem Wert

Die Universitätsbibliothek Bern präsentiert einen wissenschaftlichen Katalog zur Mongolica-Sammlung des Nobelpreisträgers Richard R. Ernst. Diese Sammlung umfasst unter anderem eindrucksvolle buddhistische Bilderhandschriften mit Höllendarstellungen, Ritualtexten und Gebeten. Karénina Kollmar-Paulenz vom Fachbereich Religionswissenschaft der Universität Bern hat über 200 dieser Dokumente wissenschaftlich beschrieben. Der Katalog erscheint Open Access bei Bern Open Publishing und bietet über ein Online-Bildbetrachtungstool Zugang zu hochauflösenden Scans ausgewählter Originale.

Richard R. Ernst, der 1991 den Nobelpreis für Chemie erhielt, war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein leidenschaftlicher Sammler von Manuskripten und gedruckten Schriften aus Tibet und der Mongolei. Seine Faszination für buddhistische Bilderhandschriften führte zu einer Sammlung, die eine beeindruckende Bandbreite an kulturellen und religiösen Dokumenten umfasst. Diese stellen beispielsweise Gebetstexte, die zahlreichen Höllen und die Wanderung durch die sechs buddhistischen Existenzbereiche dar und bieten dadurch eindrucksvolle Einblicke in die buddhistische Kultur.

Nach seinem Tod im Jahr 2021 übergab Magdalena Ernst, die Witwe von Richard R. Ernst, diese Mongolica-Sammlung dem Fachbereich für Religionswissenschaft der Universität Bern. Dieser übertrug die Sammlung der Universitätsbibliothek Bern zur fachgerechten Aufbewahrung und Zugänglichmachung, und um sicherzustellen, dass das wertvolle Erbe für zukünftige Generationen bewahrt bleibt.

Wissenschaftliche Erschliessung und digitale Innovation

Der Katalog «A Catalogue of the Mongolian Manuscripts and Xylographs of the Ernst-Collection» wurde von Prof. em. Dr. Karénina Kollmar-Paulenz vom Fachbereich Religionswissenschaft der Universität verfasst, die auf Religions- und Kulturgeschichte Tibets und der Mongolei spezialisiert ist. Der Katalog bietet eine umfassende wissenschaftliche Erschliessung der Sammlung. Über 200 Dokumente werden detailliert beschrieben, wobei jedes Dokument sorgfältig analysiert und in seinen historischen und kulturellen Kontext eingeordnet wird. Ausgewählte Originale sind über ein Online-Bildbetrachtungstool, den sogenannten IIIF-Viewer, mit Zoomfunktion digital einsehbar. Diese innovative Präsentation ermöglicht es Forschenden und Interessierten weltweit, die einzigartigen Details dieser historischen Dokumente zu studieren und neue Forschungsansätze zu entwickeln.

Kollmar-Paulenz betont: «Die digitale Veröffentlichung dieser Sammlung ist ein bedeutender Schritt, um das kulturelle Erbe der Mongolei einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Es ist eine Einladung, sich mit den historischen und religiösen Kontexten dieser faszinierenden Schriften auseinanderzusetzen.» Die Sammlung sei ein Zeugnis der Leidenschaft und des Engagements von Richard R. Ernst und biete eine einzigartige Gelegenheit, die Geschichte und Kultur einer Region zu erkunden. «Die Sammlung ist für das Verständnis der mongolischen Identität und Traditionen von grosser Bedeutung», so Kollmar-Paulenz abschliessend.

Interessierte haben die Möglichkeit, die Dokumente im Sonderlesesaal der Universitätsbibliothek Bern zu konsultieren. Für weitere Informationen und Anmeldungen steht die Dienststelle Konservierung ZHB der Universitätsbibliothek gerne zur Verfügung: zhb.ub@unibe.ch

Veranstaltung «Buch am Mittag»

Am 14. April 2026 findet eine Veranstaltung mit Karénina Kollmar-Paulenz zur Mongolica-Sammlung statt.

Mehr Informationen zu «Buch am Mittag»:
http://www.unibe.ch/ub/buchammittag

Publikationsangaben:

Karénina Kollmar-Paulenz: A Catalogue of the Mongolian Manuscripts and Xylographs of the Ernst-Collection. Bern Open Publishing, 2026.

URL: https://books.unibe.ch/index.php/BB/catalog/book/44
DOI: https://doi.org/10.36950/kat-mon-2025

11.08.2025