Renommierter Soziologe Diego Gambetta in Bern
Der italienisch-britische Soziologe Diego Gambetta ist zu Gast an der Universität Bern – er wird eine Lehrveranstaltung am Institut für Soziologie zu sozialen Mechanismen von Vertrauen leiten. In diesem Rahmen hält er einen öffentlichen Gastvortrag zu anti-wissenschaftlichen Überzeugungen und das schwindende Vertrauen eines Teils der Öffentlichkeit in Expertinnen und Experten. Der Vortrag findet am 17. September um 16:15 Uhr im Institutsgebäude vonRoll statt.
Die Frage, was aktuell mit dem Vertrauen der Menschen geschieht, beleuchtet das Institut für Soziologie gemeinsam mit dem renommierten Soziologen Diego Gambetta. In einer Lehrveranstaltung auf Masterstufe beschäftigen sich die Studierenden mit seinen Schriften und denen gleichgesinnter Forschenden, um ein scheinbar unfassbares Konzept zu begreifen. Diskutiert werden Fragen wie z.B. Warum sind manche Menschen innerhalb einer Gesellschaft vertrauensvoller als andere? Welchen Einfluss haben formelle Institutionen oder katastrophale Ereignisse auf das soziale Vertrauen? Wie entsteht Vertrauen in Umgebungen, in denen Betrug eher die Regel als die Ausnahme ist?
Trust in self vs trust in experts
Den Aspekt des sinkenden Vertrauens gegenüber Expertinnen und Experten beleuchtet Diego Gambetta im Rahmen seines Gastvortrags «Trust in self vs trust in experts: The spread of anti-vaxxism and other irrational beliefs» am 17. September 2025 um 16:15 Uhr. Wojtek Przepiorka, Professor für Nachhaltige Gesellschaft am Institut für Soziologie der Universität Bern sagt: «Wir freuen uns, mit Diego Gambetta einen führenden Soziologen hier in Bern zu begrüssen und das gesellschaftlich hochrelevante Thema des Vertrauens mit ihm, den Studierenden und der Öffentlichkeit zu diskutieren.»
Gambetta wird die Zunahme antiwissenschaftlicher Überzeugungen am Beispiel der Impfgegnerschaft beleuchten. Er stellt die These auf, dass die Digitalisierung und die damit verbundene, vermeintliche Möglichkeit Aussagen und Behauptungen online zu verifizieren, das Vertrauen in das eigene Urteil übermässig gestärkt haben. Dazu präsentiert er Ergebnisse einer Pilotstudie in norditalienischen Notaufnahmen zu übersteigertem Selbstvertrauen von Patientinnen und Patienten.
Diego Gambetta (geboren 1952 in Turin) ist ein italienisch-britischer Soziologe, der international für seine Forschung über Vertrauen und kriminelle Organisationen bekannt ist. Nach seiner Promotion in Cambridge lehrte und forschte er unter anderem in Oxford, am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und heute am Collegio Carlo Alberto in Turin. Im Zentrum seiner Arbeit steht die Frage: Wie entscheiden Menschen, wem sie vertrauen können, wenn Informationen unsicher oder verborgen sind? Dabei untersucht Gambetta, welche Signale Menschen aussenden, um Vertrauenswürdigkeit zu zeigen. Berühmt wurde sein Buch The Sicilian Mafia (1993), in dem er die Mafia als Anbieter von «Schutz» in rechtsfreien Räumen beschreibt. In Codes of the Underworld (2009) analysierte er die geheimen Kommunikationsformen von Kriminellen. «Ob Mafia, Extremismus oder Alltagswelt: Gambetta zeigt, dass Vertrauen – und sein Fehlen – eine unsichtbare Kraft ist, die unser Zusammenleben prägt», sagt Wojtek Przepiorka.
Der Referent steht für Interviews zur Verfügung.
Interviewanfragen bitte via E-Mail an: w.przepiorka@unibe.ch
Datum | 17. September um 16.15 Uhr |
Ort | Gebäude vonRoll, Fabrikstrasse 8, Raum B 202 |
Sprache | Die Veranstaltung ist auf Englisch. |
Eintritt und Anmeldung |
Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt ist frei. Wir bitten Medienschaffende, sich per E-Mail anzumelden:
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11.09.2025