150 Jahre Anna Tumarkin – erste Professorin und Wegbereiterin
Die Universität Bern feiert am 17. Februar 2025 mit Vorträgen, einer Podiumsdiskussion und einer Ausstellung den 150. Geburtstag von Anna Tumarkin, der ersten Professorin in Bern und sogar ganz Europas. Bundesrätin Viola Amherd und weitere namhafte Frauen aus Politik, Wissenschaft und Kultur erinnern sich an Tumarkins Wirken als Pionierin für Frauen in der Wissenschaft und diskutieren die Impulse der Vorreiterin für eine offene und gerechte Gesellschaft.
Anna Tumarkin war eine der ausländischen Studentinnen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Studium in die Schweiz kamen. Die Philosophin verliess ihre Heimat sowohl aus intellektuellen wie aus politischen Gründen. An der Universität Bern kletterte sie die Karriereleiter hoch, wurde 1898 als erste Frau in Bern habilitiert und 1909 zur ersten ausserordentlichen Professorin der Universität Bern ernannt. Damit war sie die erste Professorin Europas, mit vollen akademischen Rechten, die Prüfungen abnehmen durfte und im Senat und der Fakultät mitwirken konnte. Als Wissenschaftlerin war sie international anerkannt, lebte für die Philosophie und kämpfte für die Rechte der Frauen. Zum 150. Geburtstag von Anna Tumarkin veröffentlicht Franziska Rogger, langjährige Leiterin des Archivs der Universität Bern, eine umfangreiche Biografie der Pionierin mit dem Titel «Anna Tumarkin. Das schicksalshafte Leben der ersten Professorin (1875-1951)».
Anders als fast überall auf der Welt war es Frauen in der Schweiz ab den 1860er Jahren erlaubt, gleichberechtigt zu studieren. Dies zog Hunderte von Studentinnen an, die meisten von ihnen aus dem Zarenreich. Bereits 1870 besuchte eine Russin als regulär immatrikulierte Studentin die Universität Bern. «Die Universität Bern spielte eine Pionierinnenrolle im Frauenstudium», sagt Virginia Richter, Rektorin der Universität Bern. Die ersten Studentinnen wählten vor allem naturwissenschaftliche Studiengänge und ebneten den akademischen Weg für viele Frauen nach ihnen. Mehr Informationen zur Geschichte des Frauenstudiums an der Universität Bern gibt es hier. «Mit der Jubiläumsfeier laden wir dazu ein, das Vermächtnis von Anna Tumarkin als Philosophin und Wegbereiterin zu würdigen und ihre Rolle als Vorbild für die Gleichstellung nach vorn zu tragen», sagt Virginia Richter.
Podiumsdiskussion zwischen Vermächtnis und Zukunft
Der erste Teil der Festveranstaltung widmet sich dem Vermächtnis von Anna Tumarkin. Ihre Urgrossnichte und Historikerin am Wellesley College USA, Nina Tumarkin, und die ehemalige Universitätsarchivarin und Tumarkin-Spezialistin Franziska Rogger werden ihr Leben und Wirken in den persönlichen und historischen Kontext einordnen.
Der zweite Teil der Feier richtet den Blick in die Zukunft. Bundesrätin Viola Amherd spricht über die Herausforderungen und Chancen von Frauen in männerdominierten Bereichen. In der anschliessenden Podiumsdiskussion widmen sich Virginia Richter, Bundesrätin Viola Amherd, Belinda Walther Weger, Leiterin des Bereichs Public Affairs und Nachhaltigkeit «Die Mobiliar», und Lena Lisa Wüstendörfer, Chefdirigentin des Swiss Orchestra und Intendantin von Andermatt Music, der Frage, wie Frauen heute in Führungspositionen gelangen und wie sie dort wirken können. Die Teilnehmerinnen teilen ihre persönlichen Erfahrungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur und reflektieren, wie die Gleichstellung weiter vorangetrieben werden kann.
«Das Gespräch mit diesen inspirierenden Persönlichkeiten würdigt das Vermächtnis von Anna Tumarkin und gibt gleichzeitig Impulse für die Zukunft», sagt Virginia Richter. Durch den Anlass führt die Philosophin und Journalistin Barbara Bleisch.
Medienschaffende sind herzlich zur Jubiläumsfeier eingeladen.
150 Jahre Anna Tumarkin – erste Professorin und Wegbereiterin
Datum | Montag, 17. Februar 2025, 18:15 - 19:45 Uhr |
Ort | Aula, Hauptgebäude Universität Bern, Hochschulstrasse 4 |
Programm |
Virginia Richter, Rektorin Universität Bern Viola Amherd, Bundesrätin, Vorsteherin des VBS Belinda Walther Weger, Leiterin Bereich Public Affairs und Nachhaltigkeit bei «Die Mobiliar» Lena Lisa Wüstendörfer, Chefdirigentin des Swiss Orchestra und Intendantin von Andermatt Music
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Der Anlass ist öffentlich und kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich. Medienschaffende sind gebeten, sich bis am Donnerstag, 13. Februar 2025 anzumelden: medien@unibe.ch
Interviewanfragen können an dieselbe Adresse gerichtet werden.
Mehr Informationen: www.tumarkin.unibe.ch
Ausstellung zu Anna Tumarkin und den ersten PionierinnenDie Geschichte von Frauen an der Universität Bern ist ohne die ersten Pionierinnen aus Osteuropa nicht zu erzählen. 20 Jahre vor Anna Tumarkins Ankunft in Bern wagten 1873 junge Frauen aus dem Zarenreich den Schritt an die Universität. Sie waren wissbegierig und mutig, eckten aber auch an und sorgten für Aufsehen. Die Ausstellung wird am Montag, 17. Februar 2025 um 14:30 Uhr von Rektorin Virginia Richter, den Macherinnen, Franziska Rogger und Nina Tumarkin am Tumarkinweg neben dem Hauptgebäude eröffnet (bei schlechter Witterung im Hörsaal 028). Die Ausstellung thematisiert neben Anna Tumarkins aussergewöhnlicher Biographie den Beginn des Frauenstudiums in Bern, die wegweisende Rolle der Pionierinnen aus Osteuropa und zeigt die Hürden, die Frauen in der Wissenschaft zu überwinden hatten. An diesem Kapitel der Berner Universitätsgeschichte lassen sich mehrere historische Dynamiken aufzeigen: zum einen Bildung als Emanzipationsgeschichte und zum anderen Migration und Internationalisierung als Innovationspotential einer weltoffenen Universität. Mehr Informationen: https://tumarkin.unibe.ch/ausstellung/index_ger.html Auskünfte zur Ausstellung:Prof. Dr. Julia Richers |
27.01.2025