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Universität Bern legt den Fokus ihrer Klimastrategie auf Reduktion und Innovation

Die Universität Bern passt ihre Klimastrategie an. Anstatt durch den Kauf grosser Mengen von Kompensationszertifikaten bis 2025 rechnerisch als klimaneutral zu gelten, erarbeitet sie in einem partizipativen Prozess eine langfristige Roadmap Klimaneutralität 2030, in der verstärkt Reduktionsmassnahmen und innovative Ansätze im Fokus stehen.

Die ursprüngliche Zielsetzung der Universität Bern, Klimaneutralität in allen von ihr direkt beeinflussbaren Bereichen bereits bis im Jahr 2025 zu erreichen, könnte nur mit dem Erwerb einer grossen Menge von Kompensationszertifikaten erreicht werden. In den letzten Jahren führten jedoch neue wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf die Bewertungs- und Prüfmethoden sowie die teilweise missbräuchliche Überbewertung von Kompensationsprojekten auch bei den Fachleuten der Universität Bern zu einer zunehmend kritischen Haltung in Bezug auf gewisse Arten von Kompensationszertifikaten. 

«Die Universitätsleitung hat deshalb eine grundlegend überarbeitete Klimastrategie beschlossen, die Reduktionsmassnahmen und innovative Ansätze ins Zentrum stellt», sagt Virginia Richter, Rektorin der Universität Bern. Neben den bisher umgesetzten und geplanten zentralen Reduktionsmassnahmen werden derzeit partizipativ mit den Fakultäten Reduktionsziele und -massnahmen erarbeitet. «Die Universität Bern ist eine der führenden Hochschulen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung», so Richter. «Entsprechend wichtig ist es uns, einen fundiert abgestützten Weg in Richtung Klimaneutralität mit zukunftsgerichteten Lösungen zu entwickeln.» Im Rahmen einer Entwicklungsphase soll aus den Plänen der Fakultäten in den nächsten zwei Jahren eine gemeinsame universitätsweite Roadmap Klimaneutralität 2030 entwickelt werden. Wie Heike Mayer, Vizerektorin Qualität und Nachhaltige Entwicklung, ausführt, sollen dabei auch neuere, alternative Möglichkeiten zum Klimaschutzengagement und innovative Ansätze erprobt werden.  

Reduktionsmassnahmen breit verankern 

In den vergangenen Jahren wurden bereits erfolgreich Massnahmen für den Klimaschutz an der Universität Bern umgesetzt. Im ersten Schritt wurden hauptsächlich institutionell übergreifende Massnahmen ergriffen. Dies umfasst beispielsweise Massnahmen zur Umstellung des Energiebezugs, Vorgaben an alle Mitarbeitenden zur Vermeidung von Flugreisen mit einem sogenannten Ampelsystem und Förderung von digitalen Veranstaltungsformaten.  

Zur Ausschöpfung des vollen Reduktionspotenzials erarbeitet das Vizerektorat Qualität und Nachhaltige Entwicklung nun gemeinsam mit den Fakultäten, den Zentren, dem Zentralbereich, der Mittelbauvereinigung, der Studierendenschaft und weiteren Gruppen massgeschneiderte Reduktionsmassnahmen. Mayer erklärt: «Diese Reduktionsmassnahmen können sehr unterschiedlich sein: So betrifft beispielsweise die Emissionsquelle «Sonderabfall» lediglich drei Fakultäten. Massnahmen zur CO2-armen Beschaffung, Erhöhung der Re-use- und Recyclingquoten sowie zum ressourcenschonenden Arbeiten in Laboren betreffen ebenfalls nicht alle Fakultäten gleichermassen.» Auch bei den Flugreisen würden sich die Fakultäten in Bezug auf Häufigkeit und Gründe, warum geflogen wird (Konferenzen, Vernetzung, Forschungstätigkeiten), unterscheiden.  

Innovative Projekte fördern 

Trotz diesem Fokus auf Reduktionsmassnahmen wird es auf absehbare Zeit weiterhin unvermeidbare Treibhausgasemissionen geben. Diese Emissionen will die Universität Bern durch einen positiven Klimaschutzbeitrag ausgleichen. Dabei geht sie zwei Wege: Die verbleibenden Emissionen aus Flugreisen sollen weiterhin durch den Kauf von Zertifikaten kompensiert werden. Bei der Auswahl von Kompensationsprojekten nimmt die Universität Bern die oben erwähnte Kritik an Prüf- und Bewertungsmethoden sehr ernst und passt das Portfolio der ausgewählten Projekte entsprechend an. Andererseits sollen mit dem Projekt Roadmap Klimaneutralität 2030 auch neuere, alternative Möglichkeiten zum Klimaschutzengagement umgesetzt werden – dies schwerpunktmässig im eigenen Handlungsbereich der Angehörigen der Universität und mit Partnerschaften mit gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Akteuren. Dabei kann es sich beispielsweise um Projekte und Forschung zur CO2-Reduktion, Investitionen in neue Technologien oder Projekte zur Klimafolgenanpassung handeln. Entsprechende Projekte sollen aus einem Ideenwettbewerb und aus dem neuen transdisziplinären Outreach-Projekt Engaged UniBE entstehen, erklärt Mayer: «Wir wollen neuartige Ansätze entwickeln, die auf den einzigartigen Stärken einer Universität aufbauen: Kreativität und Wissen.» 

Diese alternativen Klimaschutzmassnahmen können jedoch nicht direkt als Kompensation an die Treibhausgasbilanz angerechnet werden. «Langfristig werden Negativemissionstechnologien und natürliche Senken geprüft, denn nur über die Bindung von CO2 aus der Atmosphäre werden nicht vermeidbare Emissionen dauerhaft ausgeglichen», so Mayer abschliessend. 

Mehr Informationen: www.klimaneutral.unibe.ch 

18.09.2024