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Sojadrink und Erbsensteak auf dem Prüfstand

Supermärkten bieten immer mehr pflanzenbasierte Ersatzprodukte für Fleisch und Milch an. Wer durch Ersatz auf Fleisch verzichtet, reduziert die negativen Auswirkungen seiner Ernährung auf die Umwelt. Beim Milchersatz ist dies stark davon abhängig, welche Pflanzen dafür verwendet wurden. Das zeigt eine Studie im Auftrag von TA-SWISS. Fachleute von Agroscope und der Universität Bern befassten sich zudem mit der Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie mit rechtlichen und ethischen Fragen.

Bei den gesundheitlichen Aspekten ist der Austausch von Fleisch und Milch durch Ersatz­produkte differenziert zu betrachten. Risiken, die mit erhöhtem Fleischkonsum einhergehen, kön­nen zwar vermindert werden, allerdings fehlen bei Ersatzprodukten zum Teil die Nährstoffe, die grösstenteils durch tierische Produkte geliefert werden. Etwa Vitamin B12, das für die Blutbildung und neuronale Entwicklung wichtig ist. Andere essentielle Mikronährstoffe wie Eisen kann der menschliche Körper weniger gut aufnehmen, wenn sie pflanzlichen Ursprungs sind. Bei einer aus­schliesslich pflanzenbasierten Ernährung drohen deshalb Mangelerscheinungen, wenn diese Nährstoffe vernachlässigt werden. Gleiches gilt für Calcium und Jod in der Milch. Davon ist in Ersatz­produkten deutlich weniger vorhanden, sofern die Stoffe nicht künstlich zugesetzt werden. Grundsätzlich bleibt die schweizerische Lebensmittelpyramide Richtschnur für eine ausgewogene Ernährung.

Umweltwirkung

Die Herstellung von Fleischersatzprodukten ist – hinsichtlich Wasser- und Landverbrauch, CO2-Aus­stoss, Überdüngung und Versauerung von Ökosystemen – mit geringeren Umweltbelastungen ver­bunden als die Erzeugung von Fleisch. Allerdings sind die Unterschiede abhängig von Tier- bzw. Pflanzenart. Beim Ersatz von Milchprodukten durch pflanzliche Alternativen ist die Bilanz durch­zogen. Bei Mandeldrinks ist der Wasserverbrauch deutlich höher als bei Kuhmilch. Auch Haferdrink hat einen höheren Wasserbedarf. Ersatzprodukte aus Soja hingegen schneiden im Vergleich zu Kuhmilch besser ab.

Gesellschaftliche Phänomene

Mit der Ernährung sind viele Traditionen und Werthaltungen verbunden. Einige Personen pro­bieren neugierig aus dem gesamten Sortiment, andere lehnen pflanzliche «Kopien» grundsätzlich ab und wiederum andere fühlen sich von Ersatzprodukten abgestossen, wenn diese Fleisch äh­neln. Aus diesem Grund wird in der Studie vorgeschlagen, Ersatzprodukte nicht als blosse Imitation von «Originalprodukten» tierischen Ursprungs zu positionieren, sondern auch als eigenständige Esswaren. Während Gesundheit und Nachhaltigkeit wichtige Gründe für den Konsum von Ersatz­produkten sind, fällt es Konsumentinnen und Konsumenten schwer, diese zu beurteilen. Damit diejenigen Lebensmittel ausgewählt werden können, die den eigenen Ansprüchen am besten ge­recht werden, braucht es verständliche Angaben zu wichtigen Mikronährstoffen und idealerweise auch zu der mit der Produktion verbundenen Umweltbelastung.

Landwirtschaft

In der Studie wurde untersucht, welches landwirtschaftliche Potenzial in der Schweiz für den An­bau von Ausgangsprodukten für Fleisch- und Milchersatz besteht. Mit Blick auf die Selbstver­sorgung wäre es sinnvoll, dafür Rohstoffe zu verwenden, die im Inland angebaut werden. Das hiesse etwa, den Anbau von Hülsenfrüchten zu steigern. Wird der Selbstversorgungsgrad als Mass­stab genommen, ist es allerdings nicht zielführend, komplett auf Fleisch- und Milchproduktion zu verzichten. Rinderzucht und Milchwirtschaft machen Weideflächen indirekt als Nahrungsquellen nutzbar, die für den Ackerbau ungeeignet sind.

Studie

Die Studie «Fleisch- und Milchersatzprodukte – besser für Gesundheit und Umwelt? Auswirkungen auf Ernährung und Nachhaltigkeit, die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten sowie ethi­sche und rechtliche Überlegungen» wurde durchgeführt von einem interdisziplinären Team unter der Leitung von Dr. Mélanie Douziech und Dr. Eric Mehner von Agroscope, dem Kompetenz­zentrum des Bundes für die landwirtschaftliche Forschung. Ebenfalls an der Erarbeitung der Studie beteiligt war die Abteilung Consumer Behavior am Institut für Marketing und Unternehmens­führung der Universität Bern.

Die Studie erscheint beim vdf-Verlag und ist im Buchhandel erhältlich. Sie steht auch als kosten­loses E-Book im Open Access zur Verfügung: https://www.vdf.ch

Kurzfassung

Die Kurzfassung und weitere Informationen zum Projekt können auf der Projektwebseite abgerufen werden: https://www.ta-swiss.ch/fleisch-und-milch-ersatz

 

Quelle: TA-SWISS

Die Stiftung TA-SWISS hat den Auftrag, die Zukunftsfähigkeit neuer Technologien abzuschät­zen – mit ihren Chancen und ihren Risiken. Ziel ist es, unabhängige, sachliche und ausge­wogene Informationen für Parlament, Bundesrat, Verwaltung und Bevölkerung zu erar­beiten, um die Meinungsbildung zu unterstützen und Grundlagen für technologiepolitische Entscheide zu liefern.

03.09.2024