Neues Departement vereint die Vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaft, Religionswissenschaft und Sozialanthropologie unter einem Dach
Ende Juni 2024 hat die Philosophisch-historische Fakultät den Strukturbericht zur neuen Einbettung des Fachs Vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaft vorgelegt. In ihrer Sitzung vom Dienstag, 13. August hat die Universitätsleitung der Universität Bern den Strukturbericht verabschiedet. Es wird ein neues Departement geschaffen, in dem Sozialanthropologie, Religionswissenschaft und Vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaft zusammenarbeiten.
Basierend auf den Erkenntnissen des Berichts der Administrativuntersuchung am Institut für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften (ISNO) hatte die Universitätsleitung der Universität Bern im Februar 2024 beschlossen, das Institut aufzulösen und das Fach Vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaft in einen breiteren Kontext einzubetten. Die Philosophisch-historische Fakultät hatte den Auftrag, bis Ende Juni 2024 einen Strukturbericht zur Neuausrichtung des Fachs mit einer sowohl inhaltlich wie methodisch breiteren Ausrichtung vorzulegen. Dieser Strukturbericht wurde von der Universitätsleitung am 13. August 2024 verabschiedet. «Der Auftrag der Universitätsleitung wurde mit dem Strukturbericht vollumfänglich erfüllt», sagt Virginia Richter, Rektorin der Universität Bern. «Die Universitätsleitung hat die in sehr kurzer Zeit geleistete hervorragende Arbeit der Strukturkommission gewürdigt. Wir sind überzeugt, dass eine innovative und zukunftsweisende Lösung gefunden werden konnte», so Richter weiter.
Neues Departement für Sozialanthropologie und Kulturwissenschaftliche Studien
Die Universität Bern bietet das Fach Vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaft gemäss Leistungsauftrag des Regierungsrats des Kantons Bern an. Nach der Auflösung des ISNO erhielt die Philosophisch-historische Fakultät den Auftrag, das Fach in einen breiteren Kontext von Religion, Sprache und historischer Perspektive einzubetten. Durch die Einrichtung eines neuen «Departements für Sozialanthropologie und Kulturwissenschaftliche Studien», in dem Sozialanthropologie, Religionswissenschaft und die Vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaft vereint sind, ergibt sich für die beteiligten Fächer die Möglichkeit einer neuen Ausrichtung und verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit.
«Mit der Zusammenfassung verschiedener Fächer in einem neuen Departement wird erreicht, dass die Fächer sich methodisch ergänzen und auch herausfordern können», erklärt Peter Schneemann, Dekan der Philosophisch-historischen Fakultät. «Die Fakultät ist erfreut, unter höchstem Engagement aller Fakultätsmitglieder, der Mitglieder der Strukturkommission und der Mitarbeitenden der beteiligten Institute zu dieser innovativen Lösung gefunden zu haben.»
Das neue Departement bekräftigt zudem die Zusammenarbeit über die Fakultätsgrenzen hinweg. Namentlich wird die Kooperation mit der Judaistik verstärkt, indem Kurse zum modernen Judentum und neben Arabisch auch Neuhebräisch als zweite mögliche Sprache in Bachelorstudiengängen angeboten werden.
Virginia Richter ergänzt: «Ich verspreche mir von der neuen Struktur, dass dadurch der wissenschaftliche Dialog gestärkt und die methodologische und inhaltliche Vielfalt gewährleistet wird. Zudem bin ich überzeugt, dass wir so einen wichtigen Beitrag zum Verständnis eines hochaktuellen und komplexen Konflikts leisten können.»
Gemeinsames Direktorium, neue «Research Units» und Reform der Studienprogramme
Die neun Professuren bilden gemeinsam das Direktorium des neuen Departements. Die Leitung des neuen Departements obliegt zur Zeit der Sozialanthropologie. Es werden fünf sogenannte «Research Units» gegründet. Alle Forschenden des Departements ordnen sich gemäss ihren Forschungsschwerpunkten einem oder mehreren dieser Research Units zu. So werden die fächerübergreifende Zusammenarbeit vertieft, dynamische Forschungskooperationen ermöglicht und gleichzeitig eine Vielfalt der Forschungsansätze und Methoden gefördert und sichergestellt.
Der Aufbau des neuen Departements und die Reform der Studienprogramme erfolgt im Rahmen einer Übergangsphase, in der Studierende aus den bisherigen Programmen ihre Abschlüsse erwerben können. Hauptziel der Reform der Studienprogramme ist es, das Studium attraktiver zu gestalten und die Ausbildung inhaltlich und methodisch auf breitere Grundlagen zu stellen.
Wissenschaftliche Fachverantwortung statt Institutsleitung
Der Bericht der Administrativuntersuchung hatte Mängel in der Führung des ISNO festgestellt. Die Co-Institutsleiterin Prof. Serena Tolino wurde dafür abgemahnt. Als Forscherin ist sie international etabliert und beim Einwerben von Forschungsprojekten sehr erfolgreich. Der Schweizerische Nationalfonds hat die Forschungsprojekte von Prof. Serena Tolino überprüft und die Förderungswürdigkeit nochmals vollumfänglich bestätigt. Christoph Pappa, Generalsekretär und Leiter Rechtsdienst der Universität Bern, betont: «Die Universitätsleitung hat gemäss Personalrecht des Kantons verhältnismässige Massnahmen ergriffen. Frau Tolino übt nun ihre Funktion als Professorin mit allen Rechten und Pflichten wieder aus».
Das ehemalige ISNO wurde als Institut aufgelöst und das Fach Vorderorientalische Sprach- und Kulturwissenschaft als neuer Bereich «Mittlerer Osten und muslimische Gesellschaften» (MOMuG) ins Departement eingegliedert. Die ehemaligen Co-Leiterinnen des ISNO Prof. Serena Tolino und Prof. Nijmi Edres übernehmen im MOMuG die wissenschaftliche Fachverantwortung im Rahmen ihrer Anstellungen als Professorinnen an der Universität Bern.
Der Strukturbericht wird Medienschaffenden auf Anfrage zugestellt.
15.08.2024