Die Schweiz sucht das grösste Hagelkorn
Aus Anlass seines 10-jährigen Bestehens führt das Mobiliar Lab für Naturrisken der Universität Bern einen Wettbewerb zu Hagel durch, gesucht werden Fotos von grossen Hagelkörnern. Das Mobiliar Lab arbeitet an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis und erforscht, wie Hagel, Hochwasser und Stürme entstehen, wie sich Schäden verringern lassen und entwickelt Tools für einen besseren Umgang mit Naturrisiken.
Grundlagenforschung für die Praxis zugänglich machen: Mit diesem Anspruch ist das Mobiliar Lab für Naturrisiken 2013 als gemeinsame Forschungsinitiative des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern und der Mobiliar gegründet worden. «Zehn Jahre später hat das Mobiliar Lab seine Vorsätze in die Tat umgesetzt», bilanziert Olivia Romppainen, Professorin für Klimafolgenforschung und Co-Leiterin des Labs. «Wir sind im Bereich der Naturrisiken zu einem geschätzten Partner der öffentlichen Hand, aber auch von Planungs- und Ingenieurbüros geworden.»
Wettbewerb und Infoplattform
Einer der Forschungsschwerpunkte des Mobiliar Labs ist der Hagel. Er verursacht in der Schweiz Jahr für Jahr Schäden in Millionenhöhe, ist schwer vorhersagbar und noch vergleichsweise schlecht erforscht. Einer der Gründe dafür sind fehlende Mess- und Beobachtungsdaten, da Hagel in starken Gewittern entsteht, die zeitlich begrenzt und sehr kleinräumig auftreten. Vor diesem Hintergrund hat das Mobiliar Lab eine in die MeteoSchweiz-App integrierte Hagelmeldefunktion entwickelt. Darüber sind bisher mehr als 270'000 Meldungen zu lokalen Hagelfällen eingegangen. Mit Hilfe dieser Daten werden neue radarbasierte Tools für eine präzisere Hagelprognose entwickelt und bestehende Vorhersagetools laufend verbessert.
Zum seinem 10-Jahre-Jubiläum schaltet das Mobiliar Lab eine neue Informationsplattform zum Thema Hagel auf (www.hagelforschung.ch) und lanciert diese mit dem Wettbewerb «Die Schweiz sucht das grösste Hagelkorn». Er läuft von Anfang Juni bis Ende August und will die Bevölkerung dazu animieren, möglichst grosse Hagelkörner zu fotografieren, diese Bilder auf www.hagelforschung.ch hochzuladen und sich auf dieser Webseite unter anderem über das richtige Verhalten bei Hagel zu informieren.
Naturrisiken nehmen mit Klimawandel zu
Das Mobiliar Lab strebe «Resultate mit hohem Nutzen für die Allgemeinheit an», so Olivia Romppainen. Untersucht werden Prozesse, die an der Entstehung von Hagel, Hochwasser und Stürmen beteiligt sind. Im Fokus stehen auch die Schäden, die aus diesen Naturereignissen entstehen, und Massnahmen, um sie möglichst klein zu halten. In bisher rund 30 sogenannten
Umsetzungsprojekten hat das Mobiliar Lab Erkenntnisse aus der Forschung aufgegriffen und in enger Zusammenarbeit mit den Anwendern in die Praxis überführt. «Als Folge des Klimawandels nehmen die Naturrisiken generell zu», erklärt Andreas Zischg, Professor für die Modellierung von Mensch-Umwelt-Systemen an der Universität Bern und Co-Leiter des Mobiliar Labs. «Starke Niederschläge beispielsweise werden häufiger und intensiver, und dadurch steigt das Hochwasserrisiko. Wir untersuchen nun, welche Flüsse wie sensitiv darauf reagieren werden.»
Tools für den besseren Umgang mit Naturrisiken
In einem seiner Umsetzungsprojekte hat das Mobiliar Lab untersucht, wie gross das Gefährdungspotenzial durch Hochwasser in der Schweiz ist. Das Resultat: Schweizweit liegen 300’000 Gebäude mit einem Neuwert von insgesamt 500 Milliarden Franken in einem Hochwasser-gefahrengebiet, bewohnt werden sie von rund 1.1 Millionen Personen (www.schadenpotenzial.ch). Zudem wurde am Lab ein neues Modellierungs-Tool (www.hochwasserdynamik.ch) entwickelt, das bei der Vorbereitung zur Bewältigung grosser Überschwemmungen helfen soll – es erleichtert unter anderem die überregionale Notfallplanung.
Eine weitere Entwicklung des Labs betrifft den Oberflächenabfluss – damit ist Regenwasser gemeint, das nicht schnell genug im Boden versickert und deshalb grosse Schäden verursachen kann. Zusammen mit Partnern aus der Praxis wurde eine strukturierte und auch für Laien verständliche Entscheidungshilfe im Umgang mit dieser in der Öffentlichkeit noch wenig bekannten Naturgefahr erarbeitet.
Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität BernDas Mobiliar Lab für Naturrisiken ist eine gemeinsame Forschungsinitiative des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern und der Mobiliar. Untersucht werden in erster Linie die an Hagel, Hochwasser und Sturm beteiligten Prozesse und die Schäden, die daraus entstehen. Das Mobiliar Lab arbeitet an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis und strebt Resultate mit hohem Nutzen für die Allgemeinheit an. Die Unterstützung durch die Mobiliar ist Teil des Gesellschaftsengagements der Mobiliar Genossenschaft. |
05.06.2023