Der Ökologische Imperativ der Geisteswissenschaften
Angesichts der ökologischen Krisen rückt eine internationale Konferenz am 8. und 9. September die Notwendigkeit zum Handeln in den Mittelpunkt der Geisteswissenschaften. Sie wird vom Forschungsprojekt «Mediating the Ecological Imperative» veranstaltet, das an der Universität Bern initiiert wurde und vom Schweizerischen Nationalfonds SNF über vier Jahre finanziert wird. Ausgangspunkt der Konferenz sind «Remediationen» – verstanden als kulturelle Vermittlungsformate.
Den Begriff des «Ökologischen Imperativs» prägte der Philosoph Hans Jonas bereits mit seinem Buch Das Prinzip Verantwortung (1979), in dem er in Anlehnung an Immanuel Kants «Kategorischen Imperativ» eine ökologische Handlungsmaxime formulierte: «Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.» Das geisteswissenschaftliche SNF-Sinergia-Projekt «Mediating the Ecological Imperative: Formate und Formen des Engagements» schliesst hier an, indem es Kultur und ihre Vermittlung in den Mittelpunkt der Forschung stellt. Es untersucht die Bildpolitik des Klimawandels, die Rolle ökologischer Fragen in Kunst und Literatur sowie das gesellschaftliche Engagement für die Umwelt in indigenen Kulturen.
«Der ‹Ökologische Imperativ› ist allgegenwärtig», sagt Co-Projektleiter Peter J. Schneemann, Professor für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart an der Universität Bern. «Wir müssen unser Verhältnis zur Umwelt überdenken, in Begriffen der Nachhaltigkeit denken, letztlich den Planeten retten, aber wie wirken sich die Kunst, die Literatur, der Film oder das Engagement aktivistischer Gemeinschaften auf das kollektive ökologische Bewusstsein aus?» Das SNF-Projekt «Mediating the Ecological Imperative» geht solchen Fragen in einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Kunstgeschichte, Sozialanthropologie und nordamerikanischer Literatur- und Kulturwissenschaft nach.
Wie lässt sich der Ökologische Imperativ vermitteln?
Eine zweitägige internationale Konferenz an der Universität Bern und im Kino Rex wird die Frage der Vermittlung ökologischer Imperative anhand kulturell gestalteter Zukunftsszenarien in der Gegenwartskunst, der Literatur und der filmischen Praxis diskutieren. Das Projekt hat hierfür in den letzten Jahren eine Reihe neuer Begriffe als Revisionen geisteswissenschaftlicher Kategorien erarbeitet. Innovative methodische Praktiken wie das seitens der Sozialanthropologie entwickelte «co-creative filmmaking» stehen auf der Konferenz ebenfalls zur Debatte. Ziel der Tagung ist es, den Dialog über plurale Perspektiven auf Ökologien zu fördern, vielfältige Begegnungen anzuregen, über diverse Formen des Engagements zu diskutieren und so Synergien zu schaffen.
«Wir gestalten die wissenschaftliche Praxis dieser Tagung so, dass sie das Interesse einer breiten Öffentlichkeit finden kann», ist Peter J. Schneemann überzeugt. «Wir möchten sichtbar werden lassen, dass wir nicht nur in ein grosses und sehr aktives Netzwerk eingebunden sind, sondern demonstrieren, wie anregend eine solch anspruchsvolle Zusammenarbeit der Disziplinen sein kann.»
Für die Konferenz – sie steht allen Interessierten offen – konnte eine Reihe namhafter internationaler Expertinnen und Experten gewonnen werden.
Informationen zur Konferenz
Referentinnen und Referenten:
- Prof. Dr. Valentino Bonifacio, Anthropologin, Ca’ Foscari Universität Venedig
- Dr. Sria Chatterjee, Direktorin des Paul Mellon Center for Studies in British Art, London
- Prof. Dr. Gabriele Dürbeck, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Universität Vechta
- Prof. Dr. Diego Mantoan, Kunsthistoriker, Universität Palermo
- Prof. Dr. Timo Müller, Amerikanist, Universität Konstanz
- Prof. Dr. Susan Schuppli, Filmemacherin, Goldsmiths University London
Begrüssung: Vize-Rektorin Prof. Dr. Virginia Richter
Moderation: Sinergia-Team (Dr. Toni Hildebrandt, Prof. Dr. Gabriele Rippl, Prof. Dr. Michaela Schäuble, Prof. Dr. Peter J. Schneemann)
Im Rahmen der Konferenz wird erstmals der Dokumentarfilm «Listening to Ice» öffentlich gezeigt, der aus dem gleichnamigen künstlerischen Forschungsprojekt von Dr. Susan Schuppli, Direktorin des Centre for Research Architecture an der Goldsmiths University of London, dem Glaziologen Dr. Mohd. Farooq Azam und der Filmemacherin Faiza Ahmad Khan resultiert. Im Anschluss diskutiert die Künstlerin und Forscherin Susan Schuppli mit der Sozialanthropologin Michaela Schäuble (Universität Bern) und beantwortet Fragen aus dem Publikum.
Eckdaten:
- Zeit: Freitag, 8. September 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr und Samstag, 9. September 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
- Ort: 8. September: Kino Rex, Schwanengasse 9, 3011 Bern; 9. September: UniS 003, Schanzeneckstrasse 1, 3012 Bern
- Link zur Veranstaltung: https://ecological-imperative.ch/news
Wir bitten Medienschaffende, sich bis zum Montag, 4. September 2023 über medien@unibe.ch anzumelden. Interviewanfragen können an dieselbe Adresse gerichtet werden: Tel. 031 684 41 42. Ihre Bestätigung erhalten Sie rechtzeitig vor dem Anlass.
Über das Sinergia-ProjektDas SNF-Projekt «Mediating the Ecological Imperative: Formats and Modes of Engagement» ist ein gemeinsames Forschungsvorhaben der Institute für Kunstgeschichte, Sozialanthropologie und für Englische Sprachen und Literaturen an der Universität Bern. Von 2021–22 wurde eine Zusammenarbeit mit der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko UNAM realisiert. Forschungsschwerpunkte sind die Bildpolitik des Klimawandels, die Rolle ökologischer Fragen in Kunst und Literatur sowie das gesellschaftliche Engagement für die Umwelt in indigenen Kulturen. Mehr Informationen: https://ecological-imperative.ch |
29.08.2023