Anmeldung für die Cannabis-Studie «SCRIPT» in Bern und Biel eröffnet

Nachdem das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die zuständigen Ethikkommissionen der SCRIPT-Studie im Frühling 2023 grünes Licht erteilten, wird jetzt die Anmeldung für die Studienteilnahme in den Städten Bern und Biel wie geplant eröffnet. Ab heute können sich interessierte Cannabis-Konsumierende auf der Studienwebseite registrieren.

Die Studie «The Safer Cannabis Research In Pharmacies randomized controlled Trial» (SCRIPT) von Forschenden der Universität Bern ist eine Pilotstudie zum regulierten, nicht-gewinnorientierten Cannabisverkauf für den Eigengebrauch. «Ziel der Studie ist, die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen eines strikt regulierten, nicht-gewinnorientierten Verkaufs von Cannabis in Apotheken zu untersuchen» sagt Prof. Dr. med. Reto Auer, Leiter der SCRIPT-Studie an der Universität Bern.

Die Studie bezweckt, die Probleme, die durch ein Verbot und den illegalen Markt entstehen, angehen zu können und mögliche Ansätze zur Schadensminderung zu testen. So sollen Angebot und Nachfrage für Cannabis strikt kontrolliert werden. «Unsere Studie wird Daten liefern zu den Auswirkungen, die eine kombinierte Intervention von Verkauf und Beratung auf das Konsumverhalten und die Gesundheit von Teilnehmenden haben. Diese Daten könnten für allfällige künftige Regelungen von Bedeutung sein», so Auer weiter.

Die Studie wird in den drei Städten Bern, Biel und Luzern durchgeführt. Dabei ist die Teilnahme von rund 1’000 Personen geplant. Diese können während maximal 24 Monaten in festgelegten Apotheken eigens für die Studie produzierte, in Labors getestete und neutral verpackte Cannabisprodukte beziehen. Geschultes Fachpersonal steht dabei beratend zur Seite und informiert nach Bedarf zu Themen wie risikominimierende Konsumformen oder Rauchentwöhnung.

Details zur Anmeldung

Nun wird in den Städten Bern und Biel die Anmeldung zur Studienteilnahme eröffnet. Insgesamt werden rund 1’000 Teilnehmende aufgenommen, davon zirka 700 in Bern und 170 in Biel. Die Anmeldung in der Stadt Luzern mit rund 250 Teilnehmenden folgt planmässig 2024. Die Teilnahme ist möglich für volljährige Personen, die im Kanton Bern wohnhaft sind und bereits regelmässig Cannabis konsumieren. Im Online-Formular auf der SCRIPT-Webseite können interessierte Personen einen Fragebogen ausfüllen, in dem erste Studienkriterien überprüft werden. Aufgrund der Erfahrungen aus laufenden Pilotstudien geht das Studienteam davon aus, dass sich mehr Personen für die Studie anmelden werden, als berücksichtigt werden können. In diesem Fall werden Personen, die in den Städten Bern und Biel wohnen, vorrangig berücksichtigt. Zusätzlich wird die Repräsentativität des Alters und der Geschlechtsidentitäten angestrebt. Passen die Kriterien und ist die Person mit den Bedingungen einverstanden, erfolgt nach der Anmeldung die Kontaktaufnahme durch das SCRIPT-Team zur Planung eines Ersttermins.

Kontrollierte Cannabis-Abgabe in Berner Apotheken startet 2024

Nach dem Zufallsprinzip («Randomisierung») wird während den ersten sechs Monaten nur der Hälfte der Teilnehmenden der Kauf von regulierten Cannabisprodukten in ausgewählten Apotheken ermöglicht. Nach sechs Monaten steht der Bezug von Cannabisprodukten auch der zweiten Gruppe offen. Die Teilnehmenden werden während der Studie zu ihrem Konsumverhalten und zur Gesundheit allgemein befragt. Geplant sind die ersten Cannabis-Abgaben in den Berner Apotheken voraussichtlich ab Februar 2024.

Als Studienprodukte stehen neben Cannabis-Blüten und Cannabisharz (Haschisch) auch E-Flüssigkeiten oder Cannabistinkturen zur Verfügung. Die Festlegung der Preise für die Produkte erfolgt gemäss Verordnung über Pilotversuche nach dem Betäubungsmittelgesetz (BetmPV). Alle Produkte werden in der Schweiz vom Produzenten Pure Production AG hergestellt, unterliegen strengen Qualitätsprüfungen und werden nach den Vorschriften der Bio-Verordnung produziert. Die Produktion des Studiencannabis wird vom Bund geregelt und bewilligt.

Die Namen der Apotheken, die in den Städten Bern, Biel und Luzern an der SCRIPT-Studie teilnehmen, werden wegen Sicherheitsaspekten nicht publiziert. Eine Kontaktapotheke wird spezifische Anfragen bezüglich SCRIPT und Apotheken beantworten.

Informationen zur Studien-Anmeldung in der Stadt Luzern werden in den nächsten Monaten kommuniziert. Dort wird das Zeitfenster zur Anmeldung voraussichtlich Anfang 2024 eröffnet.

Die SCRIPT-Studie wird vom Schweizerischen Nationalfonds SNF und vom Tabakpräventionsfonds (TPF) unterstützt.

Anmeldung für die Studienteilnahme in Bern und Biel:

https://www.script-studie.ch/anmeldung/

Weitere Informationen:

Medienmitteilung der Universität Bern vom 10.5.2023: Berner Studie zum regulierten Cannabisverkauf bewilligt

Website SCRIPT

Die SCRIPT-Studie

Die Studie «Safer Cannabis – Research In Pharmacies randomized controlled trial» (SCRIPT) wird durch Forschende aus mehreren Instituten an den Universitäten Bern und Luzern geführt, in Zusammenarbeit mit den Städten Bern, Luzern und Biel im Rahmen der Verordnung über Pilotversuche nach dem Betäubungsmittelgesetz (BetmPV). Die Verordnung ist im Mai 2021 in Kraft getreten und erlaubt es, wissenschaftliche Pilotversuche mit kontrollierter Abgabe von Cannabis zu nicht-medizinischen Zwecken durchzuführen. Zentral im SCRIPT Projekt ist der nicht-gewinnorientierte Verkauf von Cannabis mit dem Fokus Gesundheitsförderung, Jugendschutz sowie öffentliche Sicherheit.

Das Cannabis für die Studie stammt aus der Schweiz und wird nach Vorschriften der Bio-Verordnung vom Produzenten Pure Production AG hergestellt. Die Evaluation der Studiencannabis-Produzenten wurde in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Pilotprojekte der Städte Basel, Bern, Zürich und Lausanne nach Kriterien wie Qualitätsstandards und Lieferkapazitäten durchgeführt. Informationen zum Selektionsprozess der Produzenten des Studiencannabis sehen Sie hier.

Der Herstellungsprozess wird vom BAG geprüft und die Produkte von unabhängigen Stellen im Labor analysiert. Die THC-Konzentration ist gesetzlich auf maximal 20 Prozent beschränkt. Die Studien-Teilnehmenden können in ausgewählten Apotheken aus verschiedenen Produkten wie Cannabisblüten, Cannabisharz, E-Flüssigkeiten oder Cannabistinkturen mit unterschiedlichem THC- und CBD-Gehalt wählen.

Die Apotheken, die an der Studie teilnehmen, sind auch Beratungsstellen, wobei die Mitarbeitenden unter anderem zu Themen wie Beratung zum Rauchkonsum oder Erkennen von Psychosen geschult werden. An der Studie teilnehmen können Personen, die bereits regelmässig in der Freizeit Cannabis konsumieren und mindestens 18 Jahre alt sind.
Weitere Informationen zu SCRIPT: https://www.script-studie.ch/

An der SCRIPT-Studie beteiligte Institute, Behörden und Städte

Die SCRIPT-Studie ist ein partizipatives, interprofessionelle und interdisziplinäres Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Städten und Behörden. In den bald 10 Jahren seit der ersten Formulierung der Forschungsfragen und Ziele stützt sich die Studie auf eine breite Unterstützung von Forschenden aus mehreren Instituten der Universitäten Bern und Luzern, sowie der involvierten Städte Bern, Biel und Luzern und deren Behörden. Forschende aus dem Bereich Substanzkonsum am Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM) (Fachkompetenzen: Hausarztmedizin, klinische Pharmazie, partizipative Forschung) koordinieren das interdisziplinäre Team in Zusammenarbeit mit Forschenden aus dem Zentrum für Hausarztmedizin und Community Care der Universität Luzern (Fachkompetenzen: Hausarztmedizin und Gesundheitsökonomie). Zum Team gehören weiter Forschende aus der Clinical Trial Unit (CTU) (Fachkompetenzen: Methodik) der Universität Bern, aus dem Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) (Fachkompetenzen: Öffentliche Gesundheit) der Universität Bern, aus den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) (Fachkompetenzen: Psychiatrie) und aus Unisanté der Universität Lausanne (Fachkompetenzen: Toxikologie).

Ein Scientific Advisory Board, mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten berät das Studienteam unter anderem zu Suchtmedizin und Regulierung. Zusätzlich finden seit 2021 im Rahmen einer partizipativen Begleitgruppe regelmässige Treffen mit Personen statt, die in Bern Cannabis konsumieren. Teilnehmende aus dieser Gruppe kommentieren und beraten das Studienteam bezüglich Angebot und präventiver Massnahmen, die im Projekt direkt eingebaut werden. Die Apotheken werden in einer separaten Begleitgruppe ebenfalls konsultiert. Das Forschungsteam ist auch in regelmässigem Kontakt mit der Polizei sowie weiteren Behörden und Präventionsinstanzen.

Quelle: SCRIPT 

22.11.2023