UniBE Foundation errichtet Stiftungsprofessur für Gewebehistologie
Dank der Unterstützung des Unternehmers und Gründers der Straumann Group, Dr. h.c. Thomas Straumann, kann die Universität Bern eine Stiftungsprofessur für Gewebehistologie errichten. Diese wird nach dem renommierten Anatomen und Knochenspezialisten Robert K. Schenk benannt und am Robert K. Schenk Labor für Orale Histologie der Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern angesiedelt. Die mit 10 Millionen dotierte Stiftungsprofessur ist die erste Donation, welche die neu gegründete UniBE Foundation entgegennehmen darf.
Die Gewebehistologie ist von zentraler Bedeutung bei der Erforschung und Verwendung von Implantaten, beispielsweise in der orthopädischen Chirurgie oder in der dentalen Implantologie, sowie bei der Regeneration von Geweben. Für die Regeneration, also die Wiederherstellung von Geweben, werden sehr häufig Biomaterialien wie etwa Knochenersatzmaterialien aus Granulat verwendet. Diese müssen eingehend getestet werden, bevor sie beim Menschen eingesetzt werden dürfen. Dabei wird im Labor untersucht, wie ein Gewebe auf neue Biomaterialien reagiert – unter anderem, ob diese wirksam und unbedenklich sind. Zudem ermöglichen präklinische Studien mit Hilfe der Gewebehistologie meist eine Verbesserung von Therapien. Entsprechend soll die neue Stiftungsprofessur für Gewebehistologie das Verständnis von Geweberegeneration massgeblich erweitern und dazu beitragen, die Therapie von Patientinnen und Patienten zu verbessern.
Ehrung des Lebenswerks von Robert K. Schenk
Benannt wird die Stiftungsprofessur nach Robert K. Schenk, einem renommierten Experten der Knochenbiologie und Knochenheilung. Weltberühmt wurde Robert K. Schenk in den 60er Jahren durch seine Studien zur Osteosynthese, der operativen Verbindung von Knochen unter anderem mit Platten oder Schrauben, um die Bruchstücke wieder zusammenwachsen zu lassen. Er war mit Fritz Straumann befreundet, dem Sohn des Gründers der damaligen Straumann Holding AG in Waldenburg, Prof. Dr. h.c. Reinhard Straumann, dessen Firma Werkstoffe und Implantate unter dem Namen Synthes für Osteosynthese-Implantate herstellte und weltweit vertrieb.
1971 wechselte Robert K. Schenk von Basel nach Bern an das Anatomische Institut, wo er zusammen mit Maurice E. Müller im Bereich der Gelenkprothetik forschte. Nach seiner Emeritierung begann eine dritte, enge Zusammenarbeit mit Daniel Buser an den Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern, welche gemeinsam erfolgreich eine spezielle Titanoberfläche für Zahnimplantate testeten, die dann von der heutigen Straumann Gruppe marktfähig gemacht und weltweit zum Erfolg geführt wurde.
Für seine Verdienste wurde Robert K. Schenk von der Universität Bern bereits durch ein Labor in seinem Namen geehrt: das Robert K. Schenk Labor für Orale Histologie, das sich im Gebäude von sitem-insel befindet, dem Schweizerischen Institut für Translationale Medizin und Unternehmertum. Nun wird ihm zu Ehren mit Unterstützung von Thomas Straumann die Robert K. Schenk Professur für Gewebehistologie errichtet. Die Stiftungsprofessur wird dem Robert K. Schenk Labor für Orale Histologie angegliedert und über eine Laufzeit von 20 Jahren mit einem Betrag von insgesamt 10 Millionen Franken finanziert.
«Die neue Stiftungsprofessur bedeutet für die Universität Bern wie auch für den Medizinalstandort Bern eine Stärkung der zahnmedizinischen, kieferchirurgischen und orthopädischen Forschung», sagt Christian Leumann, Rektor der Universität Bern. «Zudem kann dadurch die Lehre und Nachwuchsförderung im Bereich der Oralen Histologie für die nächsten 20 Jahre auf einem weiterhin hohem Niveau gesichert werden».
Für den Donator Thomas Straumann ist die Unterstützung der Stiftungsprofessur ein persönliches Anliegen: «Ich bin Robert K. Schenk für seine Leistungen und seine Freundschaft mit mir und meinem Vater zutiefst dankbar und möchte ihm, der Universität Bern und der Gesellschaft etwas zurückgeben». Er und sein Vater, Fritz Straumann, seien Robert K. Schenk eng verbunden gewesen: «Deshalb war es mein und Daniel Busers Wunsch, dass die Stiftungsprofessur nach ihm benannt wird».
Aus der mehr als 40jährigen Zusammenarbeit von Robert K. Schenk mit der Firma Straumann in verschiedenen Forschungsbereichen gingen zahlreiche Innovationen hervor, unter anderem zur Knochenheilung im Zusammenhang mit Zahnimplantaten. «Robert K. Schenk verdanken wir viel Wissen über die Abläufe bei der Heilung, Entwicklung und Reparatur von Knochen», sagt Anton Sculean, Klinikdirektor der Klinik für Parodontologie der Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern. Entsprechend beschränkt sich die Robert K. Schenk Professur für Gewebehistologie nicht nur auf die orale Histologie, sondern soll Forschungsgruppen aus diversen Bereichen wie etwa der Orthopädie verbinden.
Erste Stiftungsprofessur der UniBE Foundation
Die Donation wird der neu gegründeten UniBE Foundation übergeben, die damit erstmals eine Stiftungsprofessur an der Universität Bern errichten kann. Die UniBE Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung der Universität Bern. Gemeinsam mit Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen stärkt sie die Berner Hochschule in ihren strategischen Vorhaben und unterstützt gezielt wegweisende Forschung in den Bereichen Wirtschaft der Zukunft, nachhaltige Lebensräume und ethische Lebensqualität. Für Heinz Karrer, Präsident UniBE Foundation, ist diese erste Stiftungsprofessur eine besondere Erfolgsgeschichte: «Wir freuen uns sehr, dass mit der Stiftungsprofessur das Lebenswerk von Robert K. Schenk geehrt werden kann – dieses ist auch ein hervorragendes Beispiel für die seit Jahrzehnten bestehende translationale Forschung im Bereich Zahnmedizin und Orthopädie auf dem Platz Bern».
UniBE FoundationDie UniBE Foundation stärkt und unterstützt die Universität Bern darin, mit einer neuen Generation von Forscherinnen und Forschern global wegweisende Lösungen für die Wirtschaft der Zukunft, nachhaltige Lebensräume und eine ethische Lebensqualität zu entwickeln. Die Stiftung orientiert sich in ihrer Fördertätigkeit an der Strategie der Universität und setzt ihre Schwerpunkte dabei auf Exzellenz, Innovation und Zukunftspotenzial. Die Stiftung wurde 2021 gegründet und wird von Heinz Karrer, einer Schweizer Wirtschaftspersönlichkeit, präsidiert. Am 1. Februar 2022 hat die UniBE Foundation ihre Geschäftstätigkeit unter der Leitung vom Claudia Lehnherr Mosimann aufgenommen. |
Robert K. SchenkRobert K. Schenk wurde 1923 in den Niederlanden als Sohn einer Auswandererfamilie geboren. Im Alter von drei Jahren kehrte er mit seiner Familie in die Schweiz zurück, wo er seine Jugend in Zürich verbrachte. Er begann dort ein Medizinstudium, das er 1947 abschloss. An der Universität Zürich startete der erste Teil seiner Karriere, in dem er mit anatomischen Experimenten begann und sich in Anatomie bei Prof. Töndury habilitierte. 1956 begann der zweite Teil seiner professionellen Laufbahn, als er an die Universität Basel wechselte. Dort wurde er Extraordinarius und führte anfangs der 60er Jahre präklinische Studien zur Frakturheilung nach Osteosynthese durch. Diese Studien machten ihn weltberühmt im Bereich Orthopädische Chirurgie. Zu dieser Zeit begann auch seine Freundschaft mit Fritz Straumann. 1971 holte ihn Prof. Ewald Weibel als Ordinarius ans Anatomische Institut der Universität Bern, wo er im dritten Teil seiner Karriere den Bereich Bewegungsapparat betreute und ein Histologie-Labor betrieb. Hier fing er an, zusammen mit Prof. Maurice E. Müller im Bereich der Gelenkprothetik zu forschen. 1987 begann die enge Zusammenarbeit mit Prof. Daniel Buser zur Untersuchung von neuen, mikrorauen Titan-Oberflächen. Die beste Oberfläche der Studie, die sogenannte SLA Oberfläche, wurde für Straumann ein weltweiter Erfolg. Robert K. Schenk wurde 1988 emeritiert, forschte und publizierte aber weiter und zügelte sein Labor ans Institut für Pathophysiologie zu seinem Freund, Prof. Herbert Fleisch. Seit 1991 war er beteiligt an der Entwicklung der GBR Technik mit Membranen, der heute bekanntesten Augmentationstechnik bei Knochendefekten. 1996 wechselte er mit seinem Labor an die Zahnmedizinischen Kliniken, welche damals umgebaut und erweitert worden waren, und arbeitete dort weitere acht Jahre bei translationalen Forschungsprojekten mit, bevor er 2004 mit 81 Jahren definitiv aufhörte und das Labor an Prof. Dieter Bosshardt übergab. 2009 wurde das Labor umfassend renoviert und aufgrund Robert K. Schenks grosser Verdienste für die Zahnmedizinischen Kliniken nach ihm benannt. 2011 starb Robert K. Schenk 88jährig in Wohlen bei Bern. |
06.07.2022