155'000 digitalisierte Bücher neu auf Google Books
Die Bücher aus den Jahren 1700 bis 1900 der Universitätsbibliothek Bern und der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern sind neu auf Google Books digital zugänglich. Links zu diesem Angebot finden sich im Schweizer Bibliothekskatalog swisscovery. Diese historischen Bestände sind damit einfacher als bisher auffindbar und zusätzlich als durchsuchbarer Volltext zugänglich.
Die Schweizer Universitätsbibliotheken beherbergen tausende historische Bücher von grosser Bedeutung für die Forschung. Mittels Digitalisierung lassen sie sich neu und viel einfacher durchstöbern als in gedruckter Form. Die Firma Google digitalisiert seit 2004 weltweit Millionen von Büchern aus Bibliotheken und macht diese Schätze auf Google Books zugänglich.
Seit Anfang Jahr sind 155'000 Bände der Jahre 1700 bis 1900 aus den Sammlungen der Universitätsbibliothek Bern und der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern auf Google Books zugänglich. Darunter befinden sich zahlreiche Sammlungsperlen, so beispielsweise ein spannender Reisebericht aus Ägypten von Siegmund Schmerber aus dem Jahr 1839, oder das Pharmazie-Lexikon von Jean-Jacques Manget von 1704, das neben dem Text filigran gestaltete Illustrationen von Medizinalpflanzen enthält.
Win-win-Situation für alle Beteiligten
2019 gingen die Universitätsbibliotheken Bern und Basel, die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern sowie die Zentralbibliothek Zürich eine Partnerschaft mit Google Books ein, um eine grössere Menge ihrer historischen Bestände zu digitalisieren. Google hatte bis dahin bereits über sieben Millionen Bücher aus den grössten Bibliotheken der Welt digitalisiert und frei zur Verfügung gestellt. Aus dem deutschen Sprachraum waren die Bayerische Staatsbibliothek und die Österreichische Nationalbibliothek Partner in diesem Programm, in der Schweiz war es die Bibliothèque cantonale et universitaire in Lausanne. «Google zielt darauf ab, eine möglichst grosse Masse an Büchern zu digitalisieren und erreicht damit einen Output, den die Bibliotheken mit den eigenen Ressourcen nicht leisten können», erklärt Christian Lüthi, Vizedirektor der Universitätsbibliothek Bern. Google übernimmt die Kosten für den Transport und für das Scanning der Bücher. Die Bibliotheken stellen im Gegenzug jene Bücher aus ihrem Bestand bereit, die von Google noch nicht digitalisiert wurden und deren Inhalte nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen. «Die Zusammenarbeit mit Google ermöglicht es, Bestände in grossen Mengen zeitnah digital bereitzustellen. Dies steht wiederum im Einklang mit den Digitalisierungsstrategien der Universitätsbibliotheken», so Lüthi weiter.
Google digitalisiert 5000 Bücher pro Monat
Die Universitätsbibliothek Bern lieferte von September bis November 2020 und nach einem pandemiebedingten Unterbruch wieder ab Sommer 2021 jeden Monat 5’000 Bücher ins Scan Center von Google nach Deutschland. Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern startete ihre Lieferungen im August 2021. Anschliessend kamen die Bände wieder in die beiden Bibliotheken zurück, wo die Originale weiterhin archiviert werden. Aus Bern stammen rund 85'000 Titel, aus Luzern 70'000.
Für Forschende ein grosser Mehrwert
Die digitalisierten Titel findet man im Bibliothekskatalog swisscovery, von wo wiederum Links zu den digitalisierten Ausgaben auf Google Books führen. Zudem erhalten die Bibliotheken von jedem Buch eine Datei des Scans inklusive Volltext. Diese Daten dienen als Archiv- und Sicherungskopie. Für Forschende der Schweizer Universitäten bilden diese frei zugänglichen Bestände und die Volltexte eine zusätzliche Basis für die Analyse grosser historischer Textmengen. Dies unterstreicht auch Tobias Hodel, Assistenzprofessor an der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern: «Die Analyse grosser Textmengen rückt für die Forschung immer mehr in den Fokus. Aus den Massen lassen sich vielfältige Erkenntnisse, Indizien und Querverweise für geisteswissenschaftliche Fragestellungen ziehen. Die Bestrebung der Universitätsbibliothek Bern und der ZHB Luzern, ihre Bestände niederschwellig und gut suchbar auffindbar zu machen, unterstützt somit unsere Arbeit für eine digitalisierte Geisteswissenschaft.»
Basel und Zürich bald auch dabei
«Die Vorteile der digitalisierten Bestände sind gross. Auch hat sich die Umsetzung mittels Kooperation mit Google bewährt», sagt Christian Lüthi. Die Universitätsbibliothek Basel und die Zentralbibliothek Zürich werden ihre operative Zusammenarbeit mit Google Books ab Anfang 2023 daher ebenfalls aufnehmen. Aus ihren Beständen werden weitere 200'000 Titel durch Google digitalisiert. Die Links zu diesen digitalisierten Titeln werden ebenfalls in Swisscovery eingespielt und für alle Interessierten weltweit und frei zugänglich sein.
Digitalisierungen der Universitätsbibliothek BernDie Universitätsbibliothek Bern digitalisiert seit 2002 ausgewählte Drucke aus den eigenen Beständen und stellt sie online ohne Zugangsbarrieren zur Verfügung. Die meisten Digitalisate sind Bernensia. Dies gehört zum Auftrag der Universitätsbibliothek Bern als Kantonsbibliothek und verhindert, dass Publikationen weltweit doppelt digitalisiert werden. Die digitalen Daten sind auf DigiBern zugänglich oder auf den nationalen Plattformen e-rara, e-periodica und e-newspaperarchives.ch. Seit 2016 wird auch die Sammlung Rossica Europeana der Schweizerischen Osteuropabibliothek digitalisiert. Die Universitätsbibliothek Bern hat in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit der ETH-Bibliothek in Zürich mehrere Amtsdruckschriften des Kantons Bern digitalisiert und auf der Online-Plattform e-periodica öffentlich und frei zugänglich gemacht. Dazu gehören Gesetze, Dekrete und Verordnungen des Kantons Bern 1805–2004, der Staatsverwaltungsbericht 1814–2004 sowie der Staatskalender 1708–2017. Auf insgesamt 210’000 Seiten sind sie im Volltext und im Originallayout digital durchsuchbar. |
15.11.2022