Nur 14% der Berner Bevölkerung haben Antikörper gegen Coronavirus
Im Kanton Bern haben sich nur 14% der erwachsenen Bevölkerung mit dem Coronavirus infiziert und Antikörper gegen SARS-Cov-2 entwickelt. Dies sind die vorläufigen Ergebnisse einer Seroprävalenzstudie, die von der «Swiss School of Public Health» koordiniert und in Bern von der Universität Bern in Zusammenarbeit mit dem Inselspital, Universitätsspital Bern, durchgeführt wurde.
Im Kanton Bern sollen zwischen Dezember 2020 und Ende Februar 2021 in einer Zufallsstichprobe insgesamt 400 Teilnehmende auf Antikörper gegen das Coronavirus untersucht werden. Bereits untersucht wurden 263 Personen. Daraus lässt sich eine repräsentative Schätzung für die Gesamtbevölkerung ableiten. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass sich nur 14% der erwachsenen Bernerinnen und Berner mit dem Coronavirus infiziert und Antikörper entwickelt haben. Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Hausarztmedizin (BIHAM), in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozial- und Präventionsmedizin (ISPM), dem Institut für Infektionskrankheiten (IFIK) der Universität Bern und dem Inselspital. Sie ist Teil des Forschungsprogramms «Corona Immunitas», der Swiss School of Public Health (SSPH+). Das Forschungsprogramm zielt darauf ab, die Verbreitung von Covid-19 auf nationaler Ebene zu verstehen. Dazu wird mit Antikörpertests die Sars-CoV2-Immunität in der Schweizer Bevölkerung bestimmt: In einer Zufallsstichprobe der Bevölkerung wird der Antikörperspiegel im Blut gemessen. So kann der Anteil an Personen geschätzt werden, die mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, als auch der Anteil von infizierten Personen ohne Symptome.
«Corona Immunitas» im Kanton Bern
Es handelt sich um die erste solche Messung in der Berner Bevölkerung. «Im Vergleich zu anderen Kantonen ist die Seroprävalenz – die Häufigkeit von Antikörpern in Blutproben – niedriger als etwa die des Kantons Genf mit 22%, die dort zwischen November und Dezember 2020 gemessen wurde», sagt Prof. Nicolas Rodondi vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern. Vergleiche sollten aber zurückhaltend gezogen werden, betont Rodondi, da die Messungen in anderen Kantonen zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt wurden. «Jedoch kann man basierend auf diesen vorläufigen Erkenntnissen feststellen, dass die Impfung ein sehr wichtiger Schritt zur Bekämpfung dieser Pandemie zu sein scheint», sagt Rodondi. Gemäss den Forschenden seien die von der Kantonsregierung ergriffenen Massnahmen weiterhin entscheidend für die Eindämmung der Epidemie.
Bei den Teilnehmenden der Studie handelt es sich um eine repräsentative Stichprobe von Personen ab 20 Jahren, die in allen fünf Regionen des Kantons Bern leben. Als Teil des nationalen «Corona Immunitas»-Programms wurde diese Zufallsstichprobe vom Bundesamt für Statistik generiert. Im Kanton Bern sollen bis Ende Februar 2021 insgesamt 400 Teilnehmende per Brief und telefonisch rekrutiert werden. Die vorläufigen Ergebnisse basieren auf 263 in die Studie eingeschlossene erwachsene Personen, die zwischen dem 14. Dezember 2020 und dem 20. Januar 2021 kontaktiert wurden und zugesagt haben. Die Teilnehmenden wurden entweder am Inselspital, Universitätsspital Bern, getroffen oder in entlegenen Gebieten zu Hause mit einem Bus durch eine ausgebildete Krankenschwester und einen Arzt aus dem Forschungsteam besucht. Die Busse enthalten die notwendige Infrastruktur für die Blutentnahme und für die sichere Lagerung der biologischen Proben. Alle bisherigen Proben wurden in der Biobank des Inselspitals auch für künftige Forschungsprojekte eingefroren und gelagert.
Die Studie soll auch ein besseres Verständnis darüber vermitteln, ob das Vorhandensein von Antikörpern vor einer Neuinfektion schützt, und ob dieser Schutz von der Menge der produzierten Antikörper abhängt. Zudem sollen die Resultate der Studie Informationen zu den Risikofaktoren im Zusammenhang mit einer Infektion, sowie auch zum Thema Impfung liefern.
Das Berner Institut für Hausarztmedizin BIHAMDas BIHAM engagiert für die Ausbildung und Förderung der nächsten Generation von Hausärztinnen und Hausärzten, Forschenden sowie Lehrkräften in der Grundversorgung. Es liefert die akademischen Grundlagen und Voraussetzungen für eine moderne, integrativ vernetzte und patientenorientierte Grundversorgung. |
04.02.2021