Berner Professor präsentiert ersten Weltnachhaltigkeitsbericht
Eine Welt ohne Armut, in der das Wohlergehen aller Menschen gesichert ist: Dieses Ziel für das Jahr 2030 sei nur erreichbar, wenn das Verhältnis zwischen Mensch und Natur grund-legend verändert und Ungleichheiten reduziert würden. Zu diesem Schluss kommt der UNO-Weltnachhaltigkeitsbericht, der von einer unabhängigen Expertengruppe unter der Leitung von Peter Messerli von der Universität Bern und von Endah Murniningtyas verfasst wurde.
Am 11. September 2019 präsentiert Peter Messerli, Professor der Universität Bern, in New York den ersten Weltnachhaltigkeitsbericht. Der Global Sustainable Development Report (GSDR) wurde im Auftrag aller UNO-Staaten erstellt und soll im Hinblick auf den UNO-Nachhaltigkeitsgipfel vom 24.-25. September 2019 die Fortschritte bei der Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen aufzeigen. Der Bericht zeigt nun klar, dass das gegenwärtige Entwicklungsmodell nicht nachhaltig ist und dass sogar die in den letzten zwei Jahrzehnten erreichten Fortschritte gefährdet sind, weil die sozialen Ungleichheiten zunehmen und möglicherweise unumkehrbare Umweltschäden auftreten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass die Ziele der Agenda 2030 nur mit einem tiefgreifenden Wandel erreicht werden können.
Der Bericht nennt 20 Punkte, bei denen Interventionen im kommenden Jahrzehnt zu einem transformativen und beschleunigten Fortschritt in Richtung mehrerer Ziele führen können. Diese gezielten Massnahmen basieren auf der jüngsten wissenschaftlichen Literatur, in der die tieferen systemischen Zusammenhänge analysiert werden. Aufgezeigt werden darin Synergien und Konflikte zwischen den einzelnen Zielen.
Bei Ernährungssystem und Energie ansetzen
Der Bericht plädiert für den universellen Zugang zu hochwertigen Grunddienstleistungen wie Gesundheitswesen, Bildung, Wasser- und Sanitärinfrastruktur, Wohnen und sozialer Schutz als Voraussetzungen für die Beseitigung von Armut und für menschliches Wohlergehen. Er ruft dazu auf, vermehrt auf die Beendigung von rechtlicher und sozialer Diskriminierung zu achten sowie Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, Frauenverbände und andere Organisationen der Zivilgesellschaft als wichtige Partner bei der Umsetzung der Agenda 2030 einzubinden.
Die Lebensmittel- und Energiesysteme identifizieren die Autorinnen und Autoren als besonders wichtige Schauplätze für Veränderungen – da diese Systeme, wie sie derzeit funktionieren, die Welt in die Nähe von Kipppunkten in Bezug auf die Umwelt bringen, und sie gleichzeitig zentral sind für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden. «Wir haben Systeme definiert, die heute dysfunktional sind, und die gleichzeitig so potent sind, dass sie die ganze Welt in die richtige Richtung lenken können, wenn wir es schaffen, sie neu zu konfigurieren», erklärt Peter Messerli, Professor für Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bern und Ko-Leiter der internationalen Expertengruppe.
Notwendige Transformation erfordert starken politischen Willen
Die erforderliche umfassende Transformation werde nicht einfach sein, und der Bericht legt nahe, dass ein tiefes wissenschaftliches Verständnis erforderlich ist, um die Spannungen und Zielkonflikte zu antizipieren und abzumildern, die mit einem umfassenden Strukturwandel einhergehen. Die Autorinnen und Autoren betonen, dass ein starker politischer Wille und Engagement erforderlich sein werden: «Die Agenda 2030 wird uns alle zwingen, harte politische Entscheide zu fällen», so Peter Messerli.
Hinweis: Die Medienkonferenz vom 11.9. um 18.30 Uhr MESZ wird live übertragen auf http://webtv.un.org/
PublikationDer Weltnachhaltigkeitsbericht ist nach Ablauf der Sperrfrist in englischer Sprache verfügbar. |
Global Sustainable Development Report (GSDR)Der Weltnachhaltigkeitsbericht wurde von den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zur Vorbereitung des UNO-Nachhaltigkeitsgipfeltreffens vom 24.-25. September 2019 in New York in Auftrag gegeben. Erarbeitet wurde der Bericht von einer unabhängigen Gruppe aus 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die vom Generalsekretär der Vereinten Nationen ernannt wurden. Die Wissenschaftler, die verschiedene Disziplinen der Natur- und Sozialwissenschaften vertreten und aus Industrie- und Entwicklungsländern stammen, stellen am 11.9.2019 ihren Bericht mit dem Titel «The Future is Now: Science to Achieve Sustainable Development» vor. Geleitet wird die Gruppe von Peter Messerli, Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE) an der Universität Bern (Schweiz) und Endah Murniningtyas, der ehemaligen stellvertretenden Planungsministerin Indonesiens. |
Agenda 2030 für Nachhaltige EntwicklungDie 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung (englisch Sustainable Development Goals, SDGs) der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die der Sicherung einer Nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Die Ziele wurden in Anlehnung an den Entwicklungsprozess der Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) entworfen und traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren (bis 2030) in Kraft. Im Unterschied zu den MDGs, die insbesondere Entwicklungsländern galten, gelten die SDGs für alle Staaten. |
Interdisziplinäres Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE)
|
11.09.2019